Inspiration Tour: Cape Town – Spitzengastronomie an der Spitze des Kontinents

Während die Spitzengastronomie weltweit in einer Identitätskrise steckt, blüht sie in Südafrika auf. Hier wird die kulinarische Vielfalt des Landes geschickt in wirtschaftlich erfolgreichen Konzepten umgesetzt. Also: Auf nach Kapstadt!
März 6, 2025 | Text: Niko Zoltan | Fotos: Jan Ras Photography, beigestellt

Das Kap der Guten Hoffnung verdankt seinen Namen angeblich den Seefahrern, die wussten, dass sie sich bei seinem Anblick endlich nahe der südlichsten Spitze Afrikas befanden. Hier wurde die erste Stadt Südafrikas gegründet: die „Mutterstadt“ Kapstadt. Geprägt von Kolonialismus, Unabhängigkeitskämpfen und Einwanderung, spiegelt sich ihre bewegte Geschichte bis heute in ihrer Kulinarik wider.

Und eins fällt schon auf den ersten Bissen auf: Fleisch steht im Vordergrund. Biltong (Trockenfleisch) und Boerewors (Bauernwurst) sind feste Bestandteile eines jeden „Braai“, des typisch südafrikanischen Grillfests. Doch wir sind nicht zum Feiern hier, sondern um die Geheimnisse der Spitzengastronomie zu erkunden. Also geht es direkt vom Flughafen ins legendäre Restaurant La Colombe – „The Best Restaurant in Africa 2024“.

Das Kap der Guten Hoffnung verdankt seinen Namen angeblich den Seefahrern, die wussten, dass sie sich bei seinem Anblick endlich nahe der südlichsten Spitze Afrikas befanden. Hier wurde die erste Stadt Südafrikas gegründet: die „Mutterstadt“ Kapstadt. Geprägt von Kolonialismus, Unabhängigkeitskämpfen und Einwanderung, spiegelt sich ihre bewegte Geschichte bis heute in ihrer Kulinarik wider.

Und eins fällt schon auf den ersten Bissen auf: Fleisch steht im Vordergrund. Biltong (Trockenfleisch) und Boerewors (Bauernwurst) sind feste Bestandteile eines jeden „Braai“, des typisch südafrikanischen Grillfests. Doch wir sind nicht zum Feiern hier, sondern um die Geheimnisse der Spitzengastronomie zu erkunden. Also geht es direkt vom Flughafen ins legendäre Restaurant La Colombe – „The Best Restaurant in Africa 2024“.

Kultureller Schmelztiegel mit kulinarischer Strahlkraft

Das ursprüngliche La Colombe hatte sich schon in den 90ern als frankophile Haute-Cuisine-Pilgerstätte etabliert. Zwischenzeitlich war Luke Dale-Roberts, der uns später noch begegnen wird, gemeinsam mit Scot Kirton am Ruder. Seit dem Umzug in das Weingut Silvermist im Jahr 2014 leitet nun aber James Gaag die Küche und staubt mit verspielt-kreativen Signature Dishes, wie dem in einer Thunfischdose servierten Tuna-Tetaki, regelmäßig internationale Ehrungen ab. Die entspannte Atmosphäre und die träumerische Aussicht auf umliegende Weinberge machen das Konzept zum Gesamterlebnis.

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James Gaag begeistert im La Colombe mit französisch-internationalen
Gerichten

Warum Fine-Dining-Konzepte ein Gegengewicht brauchen

Für Scot Kirton markiert der Erfolg des La Colombe einen Anfang von etwas viel Größerem: Er gründete eine Restaurantgruppe, die, nebst Fine Dining, einige Casual-Konzepte umfasst. Eine Strategie, wie sie auch Bertus Basson verfolgt, der seit Jahren den Siegeszug der südafrikanischen Küche forciert. Der „Chef of the Year 2019“ ist nicht nur ein echter Kreativkopf und Botschafter der herausragenden Produkte seiner Region, sondern auch ein Konzeptkünstler, der gleich neun Restaurants betreibt.

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Der Speisesaal des Chorus schwebt förmlich über den malerischen Weinbergen des Waterkloof Wine Estate

In seinen Gourmet-Flagships, wie dem Chorus, zelebriert der 46-Jährige die hohe Kunst der Neuinterpretation afrikanischer Klassiker. Doch wer einfach nur Burger zum Mitnehmen will, wird in seinem Portfolio ebenfalls fündig. Geheimtipp: Die Weinbar Spek & Bone in Stellenbosch, in der ein komplettes Tapas-Menü um wenig Geld den perfekten geselligen Abend ermöglicht. Und: In dieser verbirgt sich zudem ein für Außenstehende nicht erkennbarer betriebswirtschaftlicher Kniff, wie Basson uns verrät: „Meine Casual-Restaurants sorgen für das wirtschaftliche Gegengewicht, ohne das ich mir die Fine-Dining-Restaurants nicht leisten könnte.“

Einer der ganz großen Player in der Mutterstadt

Zurück zum La Colombe: Der Brite Luke Dale-Roberts war drei Jahre lang Küchenchef, bevor er sich dazu entschloss, sein eigenes Restaurant-Imperium hochzuziehen. Den Anfang machte er 2010 mit dem The Test Kitchen, das mehrfach als bestes Restaurant Afrikas ausgezeichnet wurde.

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Luke Dale-Roberts hatte La Colombe verlassen, um sein eigenes Imperium aufzubauen. Sein neuestes Projekt, Salon, ist ein Meisterstück zeitloser Eleganz

Auch beim Essen darf’s mal laut werden!

Im Jahr 2012 folgte das Schwester­restaurant The Pot Luck Club. Hier kann man die Steifheit an der Gardarobe abgeben: Zu globaler Küche werden laute Musik, coole Cocktails und ein atemberaubender Blick über das Hafenviertel Woodstock serviert. Dale-Roberts’ neuestes Projekt, Salon, setzt mit einer Mischung aus international inspirierten Gerichten und einem Fokus auf südafrikanische Weine neue Akzente in der Kapstädter Gastronomieszene. Jedenfalls geht’s bunt rund, wenn man schon einen gemeinsamen Nenner finden möchte.

Genau wie bei Liam Tomlin, der der Welt erstmals 2014, mit der Eröffnung von Chefs Warehouse and Canteen, sein innovatives Menükonzept „Tapas for Two“ vorgestellt hat – quasi eine international angehauchte und legere Variante des Tasting-Menüs. Heute gilt die Chefs Warehouse-Gruppe mit sieben Locations und einer Drinks-Lounge als eine Kapstädter Institution.

Eine Boerewors, von der man sich ruhig eine Scheibe abschneiden kann

Besonders herausragend ist das Chefs Warehouse Beau Constantia – ein luftiges Lokal mit atemberaubender Aussicht auf die Weinberge. Die offene Küche sorgt für eine lebendige Atmosphäre, in der man gerne länger bleibt – um sich von dem inspirieren zu lassen, was hier bereitet wird: Gerichte aus aller Welt, von Sambal Matah bis „Churros & Smoked Snoek“, die saisonal wechseln.

Eines steht nach dieser Tour fest: Diese kuratierte Auswahl gibt bloß einen Vorgeschmack auf die vielfältige und bunte Gastroszene Kapstadts.

Eine Erkenntnis lässt sich jedenfalls destillieren: Hinter dem unbeirrbaren Vormarsch der südafrikanischen Spitzengastronomie stecken gleich mehrere Geheimnisse: Die Fähigkeit, traditionelle Aromen mit modernen Techniken zu verbinden, der Mut, mit altbackenen Fine-Dining-Dogmen zu brechen sowie die Bereitschaft, Risiken einzugehen und neue kulinarische Wege zu beschreiten.

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