Hotel, nur anders: Die Vision von Limehome-Chef Josef Vollmayr
Ein Unternehmen, das Apartments ohne jeglichen personellen Aufwand in zahlreichen Stadtzentren anbietet? Ganz klar, dabei muss es sich um Airbnb handeln, richtig?
Falsch! „Im Gegensatz zu Airbnb sind wir sowohl regulatorisch als auch in den Betriebsprozessen nah an einem Hotelkonzept. Vom klassischen Hotel unterscheiden uns zwar die Küchen in vielen unserer Zimmer sowie die Automatisierung und Zentralisierung personalintensiver Prozesse. Aber wir sehen uns als Hotelbetreiber.“

Ein Unternehmen, das Apartments ohne jeglichen personellen Aufwand in zahlreichen Stadtzentren anbietet? Ganz klar, dabei muss es sich um Airbnb handeln, richtig?
Falsch! „Im Gegensatz zu Airbnb sind wir sowohl regulatorisch als auch in den Betriebsprozessen nah an einem Hotelkonzept. Vom klassischen Hotel unterscheiden uns zwar die Küchen in vielen unserer Zimmer sowie die Automatisierung und Zentralisierung personalintensiver Prozesse. Aber wir sehen uns als Hotelbetreiber.“

Das sagt einer, der es wissen muss. Denn wenn Josef Vollmayr „wir“ sagt, dann meint er die von ihm 2018 gegründete und seit damals geleitete Limehome GmbH, die aktuell rund 9.000 Unterkünfte in insgesamt elf europäischen Ländern unter Vertrag hat. Tendenz stark steigend.
Das Geschäftsmodell des Unternehmens mit Hauptsitz in München: Die Umgestaltung von Gewerbeflächen in zentralen Stadtlagen zu Design-Apartments, die via Online-Plattformen für Freizeit- und Geschäftsreisende angeboten werden.
„Auch hier unterscheiden wir uns von klassischen Airbnb-Hosts, die nach wie vor häufig in Wohnungen und damit einer regulatorischen Grauzone operieren. Wir aber haben ein gewerbliches Nutzungskonzept“, erläutert Vollmayr. Ein Konzept, das für den Gast sehr effizient sei, weil es aufgrund der Automatisierung der Prozesse vor allem eines ist: zeitsparend. Das Stichwort dabei heißt: „digital“.
Buchung, Zimmerzuteilung, Check-in und Check-out, Kundenbetreuung, Rechnungsstellung – alles läuft bei limehome kontaktlos ab. „Das hat auch Kostenvorteile. Wir sind im Betrieb deutlich schlanker und können daher ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten. Unser Slogan war einmal: More home, more space, more time. Das trifft nach wie vor zu.“
Eine Frage der Flexibilität
Den Wunsch, für diese Bedürfnisse das passende Angebot zu schaffen, hatte Josef Vollmayr, Jahrgang 1983, während seiner vorherigen Tätigkeit entwickelt. Fünf Jahre beim Unternehmensberater McKinsey mit zahlreichen Auslandsaufenthalten und Hunderten Hotelnächten zeigten dem promovierten Wirtschaftswissenschaftler, woran es der Branche mangelt.
Gäste wollen kein Hotelfrühstück um 30 Euro.
Der Limehome-Chef sieht einen Trend zur Flexibilität
Und das große Potenzial, das darin lag – und noch immer liegt. „Die Hotellerie ist eine der am wenigsten digitalisierten Industrien – gemeinsam mit Real Estate. Also genau die beiden Märkte, in denen wir mit limehome tätig sind. Hier liegt ein großer Mehrwert, zumal ja viele Hotels keine Mitarbeiter mehr finden.“ Der Markt habe sich – nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie – zudem stark verändert, betont der limehome-Chef. „Städtereisende wollen ein flexibles Produkt.
Es muss einerseits nicht mehr der 16-Quadratmeter-Schuhkarton sein. Andererseits will man auch nicht mehr unbedingt für 30 Euro ein Frühstück im Hotel nehmen, sondern zum Bäcker nebenan gehen, der etwas Besseres anbietet. Man ist nicht mehr aufs Hotel angewiesen.“
Darüber hinaus sei es in innerstädtischen Lagen kaum mehr möglich, verfügbare Flächen für Objekte für 100 oder gar 200 Zimmer zu bekommen. „Da sind wir mit dem Geschäftsmodell, auch 30, 40 Apartments in einem Haus profitabel betreiben zu können, viel besser in der Lage, zu wachsen.“ Nachsatz: „Und wir haben natürlich auch Startkapital über Investoren bekommen.“
Sehnt sich also kaum noch jemand auf Städtereisen nach täglich gemachten Betten, nach einem Frühstück im Hotel, nach einem mit dem Aufzug erreichbaren Fitnesscenter oder Spa? Doch – aber für Josef Vollmayr sind diese Gäste schlicht eine andere Zielgruppe.
„Mitarbeiter zu finden, ist für uns kein Problem. Wir haben aufgrund des Geschäftsmodells einen Vorteil.“
Josef Vollmayr über limehomes „einzigartige Position“ im Markt.
Eine, die aus seiner Sicht immer kleiner wird, da sich immer weniger Menschen diese kostenintensiveren Angebote leisten können. Oder wollen. „Der Luxusmarkt boomt natürlich, aber er ist nach wie vor, an der Anzahl der Übernachtungen gemessen, eher klein. Dieses Segment ist und wird wahrscheinlich auch noch personalintensiver und entsprechend teurer werden. Ein Großteil des Marktes sucht aber tatsächlich einfach nach einem Aufenthalt, der problemlos funktioniert. Und dann ist dem Gast am Ende gar nicht wichtig, wie viele Mitarbeiter vor Ort sind.
Die meisten Interaktionen mit dem Personal sind ja eher unangenehm, man muss es kontaktieren, weil etwas nicht funktioniert. Wenn alles reibungslos abläuft, ist das überhaupt kein Thema – über 80 Prozent der Übernachtungen laufen bei uns komplett personallos ab, ohne dass wir etwas tun müssen. Und: Die Gäste wissen ja vorab, was sie buchen. Jeder kann es sich selbst aussuchen.“
Personal, oder besser: qualifizierte Mitarbeiter, sind aber – natürlich – dennoch auch bei limehome ein entscheidendes Thema. Mit dem Unterschied, dass hier die Kollegen vor allem in den Headquarters zu finden sind. Mehr als 270 Menschen sind im Unternehmen tätig.
Die Hotellerie ist eine der am wenigsten digitalisierten Industrien.
Limehome wisse dieses Potenzial zu nutzen, so Josef Vollmayr
Bleibt die Frage: Warum wirkt sich der allgemeine Fachkräftemangel hier nicht aus? „Für uns ist es kein Problem, gute Mitarbeiter zu finden“, bestätigt auch Josef Vollmayr, denn limehome habe eine „einzigartige Position“ im Markt und sei deshalb in der Lage, „viele ambitionierte Hospitality-Mitarbeiter zu akquirieren, die das ein bisschen anders und moderner denken möchten. Menschen, die sich schnell entwickeln und nicht ganz klassisch zehn Jahre lang die Hierarchiestufen durchwandern wollen, haben bei uns eine Chance, sehr schnell aufzusteigen. Ansonsten besteht fast ein Drittel des Teams aus Techies oder Mitarbeitern aus der Real-Estate-Expansion. Ja, ich glaube, wir haben aufgrund des Geschäftsmodells einen gewissen Vorteil auf dem Arbeitsmarkt.“
Work hard, play hard
Ein nicht unwesentlicher Teil des großen Ganzen ist allerdings auch derjenige, der dabei das Sagen hat. Beim Blick auf Josef Vollmayr bekommt man den Eindruck eines ziemlich, nun ja, lässigen Chefs: Ein ehemaliger Zehnkämpfer, der im Kapuzensweater ins Büro kommt und seine Urlaube surfend verbringt. Klingt alles nach einem lockeren Klima, oder?
Bei dieser Frage muss Josef Vollmayr schmunzeln. Er freue sich nur über Erfolge, wenn man wirklich hart dafür gearbeitet hat, so der limehome-Gründer. „Das ist nicht immer gut, aber das ist einfach meine Persönlichkeit. Ich bin jemand, der selten lobt, ich bin sehr pragmatisch, rational, aber wir sind sehr fair im Umgang mit den Mitarbeitern. Und auch sehr konsistent.
Es gibt klare Regeln, Prozesse und Standards. Das ist, glaube ich, das Wichtigste. Und, dass wir eine kollegiale, eigentlich freundschaftliche Arbeitsatmosphäre haben. Ich habe auch kein eigenes Büro, ich sitze im Großraumbüro, wir sitzen alle nebeneinander und machen gemeinsam unsere Witze …“
Fazit: „Mir ist wichtig, dass die Mitarbeiter möglichst lange bei uns bleiben und Einiges für ihre Karriere mitnehmen. Bei allen beruflichen Herausforderungen spielt Spaß da auch eine große Rolle. Bei uns gehören deswegen auch drei größere Events dazu sowie viele Events und Offsites. Eine gute Teamatmosphäre ist sehr wichtig, weil die Arbeit in der Hospitality nicht immer einfach ist und viel Einsatz erfordert“.
Also doch wie ein klassischer Hotelier – mit dem Motto: Work hard, play hard? „Unter einem typischen Hotelier stelle ich mir immer eine gewisse gesetzte Persönlichkeit vor“, lacht Josef Vollmayr. “Aber ich glaube, ich nehme das sehr langsam an.“