In diesen Lebensmitteln stecken jetzt schon Insekten

Einige Insekten sind in der EU als Lebensmittel zugelassen. Anfang 2023 kamen weitere dazu. Aber dürfen Insekten ohne Kennzeichnung in unserer Nahrung auftauchen – und welche Produkte aus Kleintieren essen wir schon längst?
Februar 3, 2023 | Fotos: Shutterstock

Als die EU zu Beginn dieses Jahres die Larven des Getreideschimmelkäfers und Hausgrillen als Lebensmittel zugelassen wurden, gingen die Wogen hoch. Das liegt zum einen am Ekelgefühl, das viele immer noch mit Insekten verbinden; zum anderen wurde die Sorge um unzureichende Kennzeichnungspflicht laut. Kettenbriefe machen die Runde, in denen gewarnt wird, Insekten würden uns von nun an unbemerkt als Zusatzstoff untergejubelt werden. Aber stimmt das?

Erst einmal Entwarnung. Insekten, die im Zuge der sogenannten Novel Foods Verordnung zugelassen werden, müssen auf Produkten, in denen sie verwendet werden, in der Zutatenliste werden. Und das explizit, mit deutschem Namen und zusätzlich mit lateinischem Namen, etwa so: „getrocknete Larven/Pulver aus Larven von Alphitobius diaperinus (Getreideschimmelkäfer)“.

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Insekten als Lebensmittel? In der EU unterliegen sie der 1997 verfassten „Novel Food Verordnung“

Welche Insekten stecken jetzt schon in unserem Essen?

Insekten als Nahrungsmittel sind keine neue Erscheinung. Weltweit landen bereits rund 2000 Insektenarten auf den Tellern. In der EU erhielten der gelbe Mehlwurm und die Europäische Wanderheuschrecke schon 2021 die EU-Zulassung. Darauf folgte 2022 die Hausgrille. Doch es gibt noch andere Produkte aus Insekten, die schon seit Jahrhunderten in der Lebensmittelindustrie Verwendung finden.

So etwa der Farbstoff Karmin, der aus trächtigen und getrockneten Weibchen der Scharlachschildlaus gewonnen wird. Die Technik der Farbherstellung aus den Läusen ist seit mehr als zwei Jahrtausenden bekannt und verbreitete sich nach der Ankunft der Europäer in Amerika auch in Europa.

Gekennzeichnet wird der dunkelrote Farbstoff in Zutatenlisten meist als „Karmin“ oder mit dem Zahlencode E120. Er wird gerne in Lippenstiften, vegetarischem Wurstersatz, Süßigkeiten und Getränken verwendet. Mittlerweile wird er aber oft durch künstliche Farbstoffe ersetzt. Zum Beispiel für die intensiv rote Farbe von Campari war lange Zeit die Scharlachschildlaus verantwortlich, bevor das Unternehmen im Jahr 2006 laut eigenen Angaben auf künstliche Farbstoffe umstieg. Immer noch in den Ingredienzen zu finden ist E120 in „Trolli Sauren Glühwürmchen“, in „Mentos Full Fruit“ Kaugummi und in „M&M’s“.

Fehlende Allergenhinweise?

Und wie sieht es um Allergenhinweise aus? Die deutsche Verbraucherzentrale zeigte in einem Marktcheck von 2020 Mängel bei der Kennzeichnung möglicher Allergene auf. Auf Nachfrage der Faktencheck-Plattform Correctiv konterte Ansgar Weiß, Pressereferent des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Bezug auf Getreideschimmelkäferlarfen: „Die Kennzeichnung der Lebensmittel […] muss mit dem Hinweis versehen sein, dass diese Zutat bei Verbrauchern, die bekanntermaßen gegen Krebstiere und Erzeugnissen daraus sowie gegen Hausstaubmilben allergisch sind, allergische Reaktionen auslösen kann.“ Der Allergiehinweis müsse direkt neben der Zutatenliste stehen.

Wer keine Allergien hat, muss sich aber keine Sorgen um die Verträglichkeit von Insekten machen. Eine gewisse Menge Karmin kann problemlos verzehrt werden und Speiseinsekten, die in der EU vertrieben werden, unterliegen einem strengen Regelwerk, das auch sicherstellt, dass sie aus kontrollierter Aufzucht stammen.

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