Härtetest für Bewerber
Fotos: Shutterstock, Von Rundstedt HR Partners
Glaubwürdigkeit und Authentizität sind das A und O im Bewerbungsgespräch. Sie stehen für die Personalverantwortlichen an oberster Stelle, und dies unabhängig davon, ob es um die Bewerbung eines Berufseinsteigers, einer Fach- und Führungskraft bis zur Abteilungsleiterebene oder eines Topmanagers geht. Natürlich will man Sie ordentlich in die Mangel nehmen, manchmal auch richtig in Stress versetzen und auf Ihre Kompatibilität mit dem Unternehmen abklopfen. Authentizität heißt, dass man im Vorstellungsgespräch eben nicht Auswendiggelerntes „herunterbetet“, sondern sich seiner Stärken und Erfolge bewusst ist und diese ehrlich und offen im Gespräch vertritt. „Personalfachleute erkennen schnell durch gezielte Fragen, wenn jemand Dinge behauptet, die nicht überzeugend wirken“, sagt Personalberaterin Sophia von Rundstedt. Martin John Yate („Das erfolgreiche Bewerbungsgespräch – die härtesten Fragen, die besten Antworten“, Campus-Verlag) kennt eine Reihe von unerwarteten Fragestellungen, die die wahre Belastbarkeit ans Tageslicht bringen sollen. Einige besonders knifflige Fragen haben wir hier für Sie beantwortet, damit Sie gut gewappnet ins Gespräch gehen und die Nerven bewahren können.
Beachten Sie grundsätzlich: Hören Sie konzentriert zu, um eine Frage schnell zu erfassen, auch wenn das gegen Ende des Gesprächs immer schwieriger wird. Fragen Sie auch lieber sofort nach, wenn Sie etwas nicht richtig verstanden haben. Das wird Ihnen in den seltensten Fällen negativ angerechnet.
1 Was halten Sie von Ihrem letzten Chef?
Halten Sie sich möglichst kurz, bleiben Sie freundlich, auch wenn Ihnen eine ganze Reihe von Dingen einfallen würde, die nicht korrekt verlaufen ist oder die die Führungsqualitäten in Zweifel gezogen hat. Das Bewerbungsgespräch ist wirklich nicht der geeignete Ort, um Schmutzwäsche zu waschen. Das wirft nur ein ungünstiges Licht auf Sie selbst, denn Ihr künftiger Arbeitgeber will genauso wenig, dass Sie künftig womöglich über ihn schlecht reden. Bewerber, die…
Fotos: Shutterstock, Von Rundstedt HR Partners
Glaubwürdigkeit und Authentizität sind das A und O im Bewerbungsgespräch. Sie stehen für die Personalverantwortlichen an oberster Stelle, und dies unabhängig davon, ob es um die Bewerbung eines Berufseinsteigers, einer Fach- und Führungskraft bis zur Abteilungsleiterebene oder eines Topmanagers geht. Natürlich will man Sie ordentlich in die Mangel nehmen, manchmal auch richtig in Stress versetzen und auf Ihre Kompatibilität mit dem Unternehmen abklopfen. Authentizität heißt, dass man im Vorstellungsgespräch eben nicht Auswendiggelerntes „herunterbetet“, sondern sich seiner Stärken und Erfolge bewusst ist und diese ehrlich und offen im Gespräch vertritt. „Personalfachleute erkennen schnell durch gezielte Fragen, wenn jemand Dinge behauptet, die nicht überzeugend wirken“, sagt Personalberaterin Sophia von Rundstedt. Martin John Yate („Das erfolgreiche Bewerbungsgespräch – die härtesten Fragen, die besten Antworten“, Campus-Verlag) kennt eine Reihe von unerwarteten Fragestellungen, die die wahre Belastbarkeit ans Tageslicht bringen sollen. Einige besonders knifflige Fragen haben wir hier für Sie beantwortet, damit Sie gut gewappnet ins Gespräch gehen und die Nerven bewahren können.
Beachten Sie grundsätzlich: Hören Sie konzentriert zu, um eine Frage schnell zu erfassen, auch wenn das gegen Ende des Gesprächs immer schwieriger wird. Fragen Sie auch lieber sofort nach, wenn Sie etwas nicht richtig verstanden haben. Das wird Ihnen in den seltensten Fällen negativ angerechnet.
1 Was halten Sie von Ihrem letzten Chef?
Halten Sie sich möglichst kurz, bleiben Sie freundlich, auch wenn Ihnen eine ganze Reihe von Dingen einfallen würde, die nicht korrekt verlaufen ist oder die die Führungsqualitäten in Zweifel gezogen hat. Das Bewerbungsgespräch ist wirklich nicht der geeignete Ort, um Schmutzwäsche zu waschen. Das wirft nur ein ungünstiges Licht auf Sie selbst, denn Ihr künftiger Arbeitgeber will genauso wenig, dass Sie künftig womöglich über ihn schlecht reden. Bewerber, die über ihre ehemaligen Vorgesetzten schimpfen oder sich den Frust von der Seele reden, gelten als Intriganten oder zumindest als problematisch. Lassen Sie die Vergangenheit also einfach hinter sich. Führen Sie jene Seiten an, die Sie an Ihrem Ex-Chef respektiert oder geschätzt haben.
2 Sehen Sie den Kugelschreiber in meiner Hand? Verkaufen Sie in mir!
Diese Frage ist nicht nur an Bewerber für Vertriebsposten gerichtet, mahnt Yate. Heutzutage muss jeder dazu fähig sein, Konzepte, Ideen, Produkte und Dienstleistungen seines Unternehmens (und nicht zuletzt sich selbst) zu verkaufen. Produkte werden immer austauschbarer, verlegen Sie die Argumentation auf eine andere Ebene: Konzentrieren Sie sich nicht zu sehr auf das Aussehen, sondern auf emotionale Aspekte (Imagegewinn dank Marke, etc.).
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3 Wann waren Sie bei Ihrer Arbeit zuletzt wütend und warum?
Ihnen würden da so einige Situationen einfallen? Ruhig Blut. Es ist wichtig, zu zeigen, dass Sie die Nerven behalten können. Deshalb sollten Sie auch nicht detailreich schildern, als Sie zuletzt die Selbstbeherrschung verloren haben – egal aus welchen Gründen. Mit dieser Frage können Sie umso häufiger konfrontiert werden, je verantwortungsvoller die angestrebte Position ist. Insbesondere, wenn es um Personalverantwortung geht und wenn Sie zudem ständig in der Öffentlichkeit stehen, um das Unternehmen zu präsentieren. Schildern Sie am besten eine Situation, über die sich vermutlich jeder ärgern würde. Aber achten Sie darauf, dass es nicht darum geht, dass Sie die Beherrschung verloren haben.
4 Was ist das Negativste, das Sie über unsere Firma gehört haben?
Eines vorweg: Wenn Sie wirklich etwas Schlechtes über die Firma gehört haben, sollten Sie erst gar nicht hingehen. Es handelt sich um eine Stressfrage, die Sie unter Druck setzen soll. Gelassenheit ist hier also das oberste Prinzip. Yates Rat: Am besten umschiffen Sie die Frage elegant und wandeln die Antwort in ein verstecktes Kompliment für den potenziellen Arbeitgeber um: „Sie machen es einem schwer, in Ihr Unternehmen aufgenommen zu werden, weil Ihre Bewerbungsgespräche so schwierig und Ihre Personalmanager so anspruchsvoll und kritisch sind.“ Das schmeichelt und zeigt, dass Sie sich nicht verunsichern lassen.
5 Arbeiten Sie lieber im Team oder allein?
Bei dieser Frage geht es offenkundig darum abzuklären, ob Sie teamfähig sind. Doch ganz so einfach ist es dann doch wieder nicht. Bedenken Sie zuerst: Erfordert es die Stelle, dass Sie auch mal allein arbeiten? Dann sollten Sie nicht zu sehr darauf beharren, dass Sie ein ausgesprochener Teamplayer sind und nur mit der Mannschaft gemeinsam Höchstleistungen bringen können. Betonen Sie lieber, dass es ganz von der Aufgabenstellung abhängt, dass man manche Ziele besser mit einer gemeinsamen Anstrengung erreicht, andere Aufgaben dagegen schneller und besser allein bewältigt.
6 Schildern Sie eine Situation, in der Ihre Arbeit oder eine Ihrer Ideen kritisiert wurde.
Aufgepasst: Mit dieser Aufforderung will man nicht nur wissen, wie Sie mit Kritik umgehen können, sondern auch erreichen, dass Sie über eigene Fehler berichten. Sie sind gut beraten, eine schlechte Idee zu beschreiben, nicht aber schlechte Arbeit – das würde sonst gegen Sie sprechen, was nicht Ihr Anliegen sein kann. Zeigen Sie, dass Sie konstruktiv mit Kritik umgehen können. Sie haben Ihre Idee noch einmal durchdacht, auf Ratschläge Bedacht genommen und schließlich in einer prasixnäheren Form unterbreitet. Voilà – die Situation ist gerettet.
7 Wie können Sie Bewerbungsgespräche führen, wo Sie doch noch angestellt sind?
Das ist natürlich dank einer ausgesprochen guten Organisation möglich. Oder auf noch vorhandene Urlaubstage oder Zeitausgleich für geleistete Überstunden zurückzuführen. Sagen Sie nur ja nicht, dass Sie einen Arzttermin vorgetäuscht haben.
8 Was haben Sie aus heutiger Sicht für Dummheiten gemacht?
Sie machen nie Dummheiten, weder im Berufsleben noch im privaten Bereich! Falls doch, werden Sie diese bestimmt nicht in ausgelassener Erzähllaune zum Besten geben. Widerstehen Sie unbedingt der Versuchung, von Ihren lustigsten Abenteuern zu erzählen! Die einzigen unbedenklichen Beispiele, die Sie im Fall dieser Frage anführen können, liegen weit zurück in der Vergangenheit und haben außerdem ein gutes Ende genommen. Beispielsweise, dass Sie die Schule abgebrochen haben, um gleich direkt ins Berufsleben einzusteigen und Ihr eigenes Geld zu verdienen. Erst später wurde Ihnen klar, dass eine qualifizierte Ausbildung bessere Berufschancen bringt. Und Sie haben das Abendabitur nachgeholt oder gar ein berufsbegleitendes Studium bewältigt. Und schon sind Sie wieder auf der Siegerstraße.
"Personalfachleute erkennen durch gezielte Fragen, wenn jemand Dinge nur behauptet."
Sophia von Rundstedt
Unternehmensberaterin
Von Rundstedt HR Partners
9 Wie würden Sie das Projekt XY konkret umsetzen?
Formulierungen wie diese provozieren Antworten wie „Zuerst würde ich dies tun und dann jenes …“. Doch Vorsicht: Sie laufen mit dieser vorschnellen Beantwortung Gefahr, zum Einzelkämpfer abgestempelt zu werden. Mit solchen Handlungsfragen wird häufig auch getestet, ob Ihre Mentalität und Persönlichkeit überhaupt zum Unternehmen passt. Nicht umsonst heißt es so oft: Hire for attitude, train the skills. Präsentieren Sie sich also als Teamplayer. Wenn es sich in dem vom Interviewer genannten konkreten Beispiel um ein größeres Projekt handelt, sollten Sie auch Ihre Fähigkeiten zu einer effektiven Planung darlegen: komplexe Aufgaben in Teilschritte zerlegen, Budgets und Fristen im Auge behalten, Ressourcenbedarf ausloten. All das spricht für Ihre strategische Weitsicht.
10 Beschreiben Sie eine Situation, in der Sie im Job unter Stress gestanden sind.
Man will mit dieser Frage auch Sie unter Stress setzen. Wenn Sie jetzt über eine Begebenheit berichten, die auch deutlich macht, wie gut Sie unter Druck arbeiten können, ist das bereits ein guter Ansatz. Aber das ist noch nicht gut (und vorausschauend) genug. Denn man wird Ihre Erfolgsgeschichte in Einzelheiten zu zerlegen versuchen. Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu überschwänglich erzählen und, dass Sie sich nicht selbst widersprechen. Lassen Sie sich nicht dazu nötigen, weitere und oft überflüssige Erklärungen abzugeben. Erzählen Sie nicht zu ausschweifend, das bewirkt nur intensiveres Nachfragen.
11 Was ist Ihre größte Schwäche?
„Das ist eine direkte Einladung, Ihren Kopf in die Schlinge zu stecken. Nehmen Sie die Einladung nicht an“, rät Yate. Verwandeln Sie die Schwäche in eine Stärke – übertreiben Sie aber nicht zu sehr, um nicht unglaubwürdig zu werden. Wenn Sie eher ungeduldig sind, so sagen Sie, dass Sie dank bestimmter Maßnahmen trotzdem konzentriert und ruhig bleiben. Noch besser: Wählen Sie einfach eine Schwäche, die sich nicht sehr, nach Möglichkeit überhaupt nicht, auf Ihren Arbeitsbereich auswirkt. Kein Mensch ist ohne Fehler, behaupten Sie nicht, keine Schwächen zu haben. Sie sollen nur harmlos sein. „Es ist absolut ausgeschlossen, dass Sie als Kandidat spontan eine echte Schwäche preisgeben. Gleichfalls verbietet es sich, dass Sie wohlüberlegt von einem Mangel oder Unvermögen berichten. Persönliche oder fachliche Defizite, Wissens- und Erfahrungslücken, charakterliche Dispositionen, eigentümliche Verhaltensmuster bleiben bei der beruflichen Selbstvermarktung strikt außen vor. Es gibt in keiner Phase von Präsentation und Jobverhandlung einen moralischen oder gesprächstaktischen Grund, schlecht über sich oder andere zu reden“, meint Bewerbungsberater Gerhard Winkler dazu.
12 Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Dabei geht es ganz klar um Ihre beruflichen Ziele, um Ihren Ehrgeiz, um Ihren Karriereplan. In fünf Jahren sehen Sie sich daher natürlich im selben Unternehmen, allerdings nicht in der Position eines Trainees, aber auch nicht gerade in der Funktion des Vorstandsvorsitzenden. Vielmehr sollten Sie die Frage dahingehend beantworten, dass es sich um eine Position handelt, die zu diesem Zeitpunkt angemessen ist. Wer eine Führungsposition anstrebt, der sollte dieses Bestreben auch klar vorbringen und seinen festen Willen signalisieren. Der berufliche Aufstieg allein ist aber nicht alles. Was wollen Sie in dieser Zeit gelernt haben? In welchen Bereichen wollen Sie tätig gewesen sein? Auch in diese Richtung können die Antworten gehen.
13 Welche Entscheidungen fallen Ihnen besonders schwer?
Wenn Sie einmal jemanden entlassen mussten, haben Sie hier eine adäquate Antwort. Grundsätzlich ist zu dieser Frage zu sagen, dass Sie dennoch Entschlussfreudigkeit betonen müssen. Ihr Beispiel darf ruhig beinhalten, dass manche Entscheidungen einfach einer eingehenden Überlegung bedürfen. Das spricht ja schlussendlich für Sie. Dennoch müssen Sie dem Interviewer vermitteln, dass Sie eben nicht mit sich und dem Rest der Welt hadern, wenn Entscheidungen zügig zu treffen sind.