Das nächste Kapitel in Österreichs Gastronomie

"Ich bin überwältigt von den drei Sternen. Ich freue mich aber fast noch mehr darüber, wie Österreich jetzt international wahrgenommen wird", Heinz Reitbauer und Branchenkollegen im Sternerausch.
Januar 23, 2025 | Text: Alina Lerch | Fotos: Werbung Österreich

Der Abend des 21. Jänners 2025 wird wohl in die Geschichtsbücher eingehen. Nach jahrelanger Abstinenz, um genauer zu sein nach 15 Jahren, ist der Guide Michelin wieder nach Österreich zurückgekehrt. Wir können uns noch genau daran erinnern, als wir 2009 ganz exklusiv erfahren haben, dass sich der Restaurantführer aus der Alpenrepublik zurückziehen wird.

Die Nachricht hat damals eingeschlagen wie eine Bombe, die Reaktionen reichten von Entsetzen über Enttäuschung bis hin zu Wut. Der Grund für den Rückzug waren damals rein finanzielle Gründe, wie uns der ehemalige Michelin-Direktor Jean-Luc Naret im Interview verraten hat. 

„Die Einführung des Guides liegt nun 4 Jahre zurück und die Absatzzahlen haben sich nicht in die Richtung entwickelt, die wir uns erhofft haben. Im Endeffekt waren zwei Faktoren ausschlaggebend: Die Verkaufszahlen der letzten drei Jahre und die ökonomische Situation. Deshalb habe ich mich entschlossen, weitere Publikationen betreffend Österreich zu stoppen. Das Prinzip ist einfach: Entweder man hat Erfolg oder man hat keinen,“ sagte er 2009 im Interview. 

Es war ein schwarzer Tag für die österreichische Spitzengastronomie. Thomas Dorfer vom Landhaus Bacher war fassungslos: „Ein Wahnsinn. Wir waren froh, dass wir international dadurch endlich wahrgenommen wurden. Sehr schade, dass sich der Guide Michelin jetzt zurück zieht.“

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Spitzenkoch Thomas Dorfer musste jahrelang auf die Wiederkehr seiner Sterne warten.

Arnold Pucher vom Restaurant Pucher: „Ein Schock! Im Ausland werden wir nicht mehr für voll genommen. Mit dem zweiten Stern hat sich bei uns der Ausländeranteil massiv gesteigert.“

In den vier Jahren, in denen der Guide Michelin damals in ganz Österreich vertreten war, gab es kein Drei-Sterne-Restaurant. Dazu Naret:

Der Abend des 21. Jänners 2025 wird wohl in die Geschichtsbücher eingehen. Nach jahrelanger Abstinenz, um genauer zu sein nach 15 Jahren, ist der Guide Michelin wieder nach Österreich zurückgekehrt. Wir können uns noch genau daran erinnern, als wir 2009 ganz exklusiv erfahren haben, dass sich der Restaurantführer aus der Alpenrepublik zurückziehen wird.

Die Nachricht hat damals eingeschlagen wie eine Bombe, die Reaktionen reichten von Entsetzen über Enttäuschung bis hin zu Wut. Der Grund für den Rückzug waren damals rein finanzielle Gründe, wie uns der ehemalige Michelin-Direktor Jean-Luc Naret im Interview verraten hat. 

„Die Einführung des Guides liegt nun 4 Jahre zurück und die Absatzzahlen haben sich nicht in die Richtung entwickelt, die wir uns erhofft haben. Im Endeffekt waren zwei Faktoren ausschlaggebend: Die Verkaufszahlen der letzten drei Jahre und die ökonomische Situation. Deshalb habe ich mich entschlossen, weitere Publikationen betreffend Österreich zu stoppen. Das Prinzip ist einfach: Entweder man hat Erfolg oder man hat keinen,“ sagte er 2009 im Interview. 

Es war ein schwarzer Tag für die österreichische Spitzengastronomie. Thomas Dorfer vom Landhaus Bacher war fassungslos: „Ein Wahnsinn. Wir waren froh, dass wir international dadurch endlich wahrgenommen wurden. Sehr schade, dass sich der Guide Michelin jetzt zurück zieht.“

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Spitzenkoch Thomas Dorfer musste jahrelang auf die Wiederkehr seiner Sterne warten.

Arnold Pucher vom Restaurant Pucher: „Ein Schock! Im Ausland werden wir nicht mehr für voll genommen. Mit dem zweiten Stern hat sich bei uns der Ausländeranteil massiv gesteigert.“

In den vier Jahren, in denen der Guide Michelin damals in ganz Österreich vertreten war, gab es kein Drei-Sterne-Restaurant. Dazu Naret: „Der Guide Michelin agiert international. Das bedeutet, ein 3-Sternerestaurant in Wien muss konstant gleich gut sein wie eines in New York oder Tokyo. Es ist nicht so, dass wir absichtlich kein Restaurant mit 3 Sternen bedacht haben. Wir konnten nur keines finden, das es verdient hätte.“ 

Immerhin waren in den Jahren der Abstinenz Salzburg und Wien im Guide „Main Cities of Europe“ vertreten – sogar mit einem Drei-Sterne-Restaurant in Wien, das Amador von Juan Amador. Er hat es wohl in die New-York- und Tokyo-Liga geschafft… 😉

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Seit 2008 durchgehend mit drei Sternen bewertet: Juan Amador.

Die große Rückkehr

Vor rund einem Jahr stand es endlich fest: 2025 soll der Guide sein großes Comeback feiern. Wie das plötzlich möglich war? Durch die Zusammenarbeit der Österreich Werbung und acht Bundesländer-Tourismusorganisationen. 

„Wir haben heute alle gesehen: Es war allerhöchste Zeit, dass der Guide zurückkommt. Österreich steht für Kulinarik auf höchstem Niveau und das wurde heute anhand eines unglaublichen Sterneregens vom Guide bestätigt. Der Weg zur Rückkehr war aber nicht ganz leicht, es hat uns viele graue Haare gekostet. Aber: Das war’s wert! Es war einfach ungerecht, dass Betriebe in Salzburg und Wien von der Championsleague bewertet wurden, der Rest des Landes jedoch nicht,“ hat uns Michael Feiertag, Geschäftsführer des Steirischen Tourismus und Standortmarketings, bei den Michelin-Feierlichkeiten am 21. Jänner verraten.

Die Geschäftsführerin der Österreich Werbung, Astrid Steharnig-Staudinger bemühte sich besonders um den Guide Michelin Österreich: „Die Rückkehr des Guide war eines meiner ersten Projekte als Chefin der Österreich Werbung. Gemeinsam mit den Bundesländern dafür zu kämpfen war ein Herzensprojekt, das zwar sehr anstrengend, aber super erfolgreich war. Die österreichischen Köchinnen und Köche haben es für ihre täglichen Bemühungen verdient, die höchste aller Auszeichnungen zu bekommen und gefeiert zu werden. Der Guide Michelin ist das Aushängeschild für kulinarische Reisedestinationen und nun ist Österreich endlich wieder auf dieser Karte und wird mit seinen vielen Sternen nun noch mehr zum kulinarischen Reiseziel.“ 

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Michael Feiertag (dritter von rechts) und Astrid Steharnig-Staudinger (vierte von links). – Foto: Österreich Werbung/Julian Schmidt

„Durch Hartnäckigkeit, Beharrlichkeit und dem Zusammenhalt der Branche und der Bundesländer haben wir es geschafft den beliebtesten und namhaftesten Restaurantführer zurück nach Österreich zu bringen. Er ist so wichtig für die Zukunft unserer Gastronomie, den Nachwuchs, weil man nur so international richtig gesehen wird. Ein Sternekoch ist ein Wahnsinnsvorbild für viele Nachwuchsköche, nun wimmelt es bei uns nur so von erfolgreichen Sterneköchen,“ ist sich Alexa Kazda-Klabouch, Head of Communication und Public Policy der METRO Österreich sicher. 

Die Branche im Sternerausch

Über einige Jahre und Monate hinweg haben sich viele Unternehmen, Politiker:innen und Branchenmitglieder mit Herzblut dafür eingesetzt, dass Österreichs Kulinarik international präsentiert wird. Der Weg war lang und steinig, doch er ist nun bestritten.

Scheinbar dürften den Michelin die Bemühungen auch nicht kalt gelassen haben – er hat Österreich mit einem regelrechten Sterneregen belohnt. Die Alpenrepublik darf sich nun mit 82 Michelin-Sternen, 33 Grünen Sternen und 43 Bib-Gourmand-Auszeichnungen brüsten. Alle neuen Sterne-Restaurants im Überblick. 

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Die wahren Sterne des Abends: Österreichs Spitzenköchinnen und -köche. Foto: Österreich Werbung/Jörg Lehmann

Dass das Comeback des Michelin besonders die Spitzenköchinnen und -köche des Landes freut, hat sich in den Interviews gezeigt, die wir auf der Verleihung geführt haben.

„Es war allerhöchste Eisenbahn. Endlich werden wir gesehen,“ sagt Max Stiegl vom Gut Purbach, der einen grünen Michelinstern mit nach Hause nehmen durfte.

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Max Stiegl freut sich über seinen ersten grünen Stern. – Foto: Österreich Werbung, Levi-Renger

Der frischgekürte Zwei-Sterne-Koch Alain Weissgerber: „Ich freue mich darüber, dass wir am Land uns jetzt auch international präsentieren können. Österreich erscheint jetzt als Ganzes auf der internationalen Kulinarik-Karte, das ist eine unglaubliche Chance. Ich glaube, dass das vor allem für den Tourismus tolle Auswirkungen haben wird.“

Besonders Heinz Reitbauer vom Restaurant Steirereck in Wien hat Grund zur Freude. Die letzten Jahre wurde er in der Wien-Ausgabe stets mit zwei Sternen belohnt. 2025 gelang ihm das, was 2009 noch als scheinbar unmöglich gesehen wurde: Er hat als zweites österreichisches Restaurant den dritten Stern ergattert. Österreich darf sich ab sofort über zwei Restaurants freuen, die in der kulinarischen Liga von New York, Tokyo und Co spielen. 😉 

Reitbauer über die Rückkehr: „Ich bin überwältigt von den drei Sternen. Ich freue mich aber fast noch mehr darüber, wie Österreich jetzt international wahrgenommen wird. Diese Dichte an großartigen Betrieben, die heute ausgezeichnet wurden, ist beeindruckend.“

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Österreichs strahlende Drei-Sterner, Foto: Österreich Werbung, Julian Schmidt.

Die Freude über die erste Österreich-Ausgabe seit 15 Jahren ist sichtlich groß. Mit den Sternen und der daraus resultierenden Verantwortung steigt jedoch auch der Druck: Kann ich den Stern halten? Kann ich mit den vielen Reservierungen, die durch den Michelin kommen, umgehen und meine Qualität halten? Für viele Einsterner stell sich außerdem die Frage: Wie erkoche ich mir den zweiten Stern? 

Aber kümmern wir uns noch nicht um mögliche Schattenseiten. Freuen wir uns über die Präsenz von Österreich auf der kulinarischen Weltkarte und über die vielen tollen Köche, die nun international gewürdigt werden und sich mit der größten Auszeichnung der Branche schmücken dürfen.

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