Jörg Lindner: Der Goldgräber auf Schatzsuche

Jörg Lindner ist Mitbegründer der 12.18. Investment Management Gruppe und gehört zu den Menschen mit dem weltweit besten Gespür für vielversprechende Hotelimmobilien. Warum heute die Gastronomie der Innovationstreiber im Hotelsegment ist – und was Lockdowns mit dem Mittelalter zu tun haben.
Oktober 7, 2021 | Text: Lucas Palm | Fotos: Schloss Hotel Roxburghe, 7 Pines, Raphael Gabauer

Es war Anfang des Jahres 2019, als ein gewisser Jörg Lindner Folgendes zu Protokoll gab: „Der Tourismus ist momentan die am stärksten wachsende Wirtschaft, die es weltweit gibt. Die Branche entwickelt sich besser als damals der Stahl, die Automobilindustrie oder Ähnliches. Darauf müssen wir uns einstellen, offen sein und über den Tellerrand schauen.“

Joerg Lindner
Jörg Lindner ist Mitbegründer der 12.18. Unternehmensgruppe – und hat auch in der Post-Corona-Ära einen untrüglichen Riecher für die Hoteltrends von morgen.

Es war Anfang des Jahres 2019, als ein gewisser Jörg Lindner Folgendes zu Protokoll gab: „Der Tourismus ist momentan die am stärksten wachsende Wirtschaft, die es weltweit gibt. Die Branche entwickelt sich besser als damals der Stahl, die Automobilindustrie oder Ähnliches. Darauf müssen wir uns einstellen, offen sein und über den Tellerrand schauen.“

Joerg Lindner
Jörg Lindner ist Mitbegründer der 12.18. Unternehmensgruppe – und hat auch in der Post-Corona-Ära einen untrüglichen Riecher für die Hoteltrends von morgen.

Die Pandemie hat die touristische Zeitrechnung zwar in eine Ära vor und nach Corona eingeteilt, doch vielleicht sind diese Worte rückblickend betrachtet gerade deswegen gleichermaßen faszinierend wie hoffnungsschürend. Fest steht: Corona hin oder her, die Tourismuswirtschaft ist und bleibt auch nach mehreren Jahrzehnten eine vielversprechende Goldgrube. Vorausgesetzt natürlich, man weiß, was man tut. Und dass Jörg Lindner diese Voraussetzung mehr als erfüllt, hat er mit seinem Unternehmen 12.18. zu Genüge bewiesen.

Diese sogenannten Hilfen waren lediglich ein Schadensersatz für ein schlecht begründetes Berufsverbot.
12.18-Mitbegründer Jörg Lindner störte sich am Corona-Management der deutschen Bundesregierung

Schließlich gilt die Düsseldorfer Investment- Firma als eine ziemlich gute Adresse für Investoren, Verkäufer und Kaufinteressierte von hochklassigen touristischen Immobilien und Ferienhäusern in den besten Lagen Europas. Oder, wie Lindner es vor zweieinhalb Jahren auf den Punkt brachte: „Wir suchen in Europa nach touristischen Immobilien mit hohem Entwicklungspotenzial. Immobilien, die in einem technisch zurückgebliebenen Zustand sind oder operative Probleme haben. Wir bauen sie neu auf, erwecken sie zu neuem Leben und bringen sie wieder an den Markt.

Joerg Lindner
Ein Bild aus früheren Zeiten: Jörg Lindner mit seinem im April 2020 verstorbenen Geschäftspartner und 12.18.-Gründungsmitglied Kai Richter.

Wir, das waren damals sein Geschäftspartner Kai Richter und er. Seither hat sich vieles verändert. Die wohl tragischste Veränderung war ohne Zweifel Kai Richters Tod im April 2020. Die gesellschaftlichen Umstände taten ihr Übriges, die Karten auf dem touristischen Markt neu (auf)zumischen. Höchste Zeit also, jetzt, wo langsam ein Ende der harten Corona-Einschränkungen ist Sicht ist, bei einem der profiliertesten Spürhunden touristischer Wirtschaftlichkeit nachzufragen, wie es denn weitergeht – und womit sich 12.18. für die neue Post-Corona-Ära rüstet, um sein Standing als Big Player beizubehalten und, wer weiß, vielleicht sogar auszubauen.

Größe hat ihren Preis

„In Deutschland“, holt der gewiefte Geschäftsmann einmal zu einem Rundumschlag aus, „klopft man sich kollektiv auf die Schultern und sagt, man sei besser als andere Länder durch die Pandemie gekommen. Das sehe ich explizit anders.“ Lindner spricht von einer de facto-Allparteienkoalition, die einem effizienten Management der Pandemie schlecht tat.

Weigert sich, das Wort „Hilfen“ als solchen stehenzulassen, sondern spricht lediglich von einem „Schadenersatz für ein schlecht begründetes Berufsverbot“ und von Lockdowns als ein „Konzept aus dem Mittelalter, das in unserer heutigen Zeit keine dauerhafte Wirkung hat“. Fakt ist: Die wirtschaftliche Größe von 12.18. hatte während der Pandemie, wenn man so will, ihren Preis. „Klar, in der Gastronomie hat die Unterstützung vergleichsweise gut funktioniert“, gibt sich Lindner einen kurzen Moment lang versöhnlich.

Joerg Lindner
Luxus à la 12.18: Das Schloss Hotel Roxburghe, das sich früher im Besitz des Herzogs von Roxburghe befand, bietet authentischen Luxus und magisches Ambiente mit schottischem Ursprung.

Aber: „Was unsere Hotels betrifft, war die maximal zugesprochene Unterstützung unterhalb unserer Personalkosten.“ Was 12.18. zugutekam: Die Spezialisierung auf Freizeitimmobilien. Denn seit die Hotellerie im größten Teil Europas wieder ungehindert geöffnet haben darf, sind die von 12.18. mitentwickelten Hotels quer durch Europa zwischen 95 und 100 Prozent ausgelastet.

Eines der Erfolgsrezepte der Düsseldorfer Unternehmensgruppe ist dabei der – zugegebenermaßen etwas martialisch anmutende – Grundsatz, „der Krieg in der Hotellerie wird über die Gastronomie
gewonnen“. Eine Glaubenssäule, die Lindner bis heute explizit vertritt. „Die Hotellerie“, erklärt er, „hat einen Grund- und einen Zusatznutzen. Der Grundnutzen, also ein warmes Bett, heute auch WLAN, ein Fernseher und so weiter, ist im Großen und Ganzen austauschbar. Der Zusatznutzen hingegen ist das, was die Gäste an ein Hotel binden kann. Und dieser Zusatznutzen findet sich heutzutage fast immer in der Gastronomie.“

 

Aus alt mach neu

Nicht zuletzt deswegen einigten sich Jörg Lindner und Kai Richter im Frühling 2019 auf die Zusammenarbeit mit einem von Deutschlands erfolgreichsten Gastronomen, dem gastro& system GmbH-Gründer Marc Uebelherr. Zur gastro&system GmbH gehören die hocherfolgreichen Oh Julia-Standorte München, Stuttgart und Mannheim sowie der Standort im Center Parc Nordseeküste im Franchisebetrieb. Daneben das französische Backkonzept Le Copain in der Münchner Hofstatt und das Ocui in der BASF Ludwigshafen.

Bis zum Jahr 2023 soll jetzt gemeinsam mit 12.18. die Flagship-Marke „Oh Julia“ von derzeit vier auf 30 Betriebe erweitert werden. Geplant ist, im von 12.18. entwickelten Maremüritz Yachthafen Resort & Spa ein „Oh
Julia“-Restaurant zu eröffnen. „Authentic and Italian Food“, so lautet das Konzept, das Marktflair und familiäre Atmosphäre mit mediterraner Küche verbindet und damit den erwähnten Zusatznutzen der Zielgruppe des Resorts in Waren an der Müritz in Mecklenburg- Vorpommern generieren soll.

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Bis vor Kurzem noch 7 Pines-General Manager auf Ibiza, treibt Markus Lück seit April 2021 das strategische Wachstum der Luxus-Lifestyle-Marke aus der 12.18.-Zentrale in Düsseldorf voran.

Woran Lindner und Uebelherr momentan mit Herzblut arbeiten, ist das neue Resort in Sardinien, genauer gesagt neben dem beliebten Urlaubsort Porto Cervo. „Hier handelt es sich um ein Bestandsobjekt von 1964. Sieben Hektar in erster Meereslinie, ein Hafen mit ganz vielen Möglichkeiten im Wassersportbereich“, schwärmt Lindner. Uebelherr wird dort für ein gastronomisches Highlight sorgen, das in Form eines Beach Clubs den neuesten Entwicklungen Rechnung trägt.

Gäste kann man nur mit dem Zusatznutzen an ein Hotel binden. Und dieser Zusatznutzen findet sich heute fast immer in der Hotellerie.
Laut Jörg Lindner macht gerade das gastronomische Angebot ein Hotel unverwechselbar

„Es sind drei verschiedene Podien geplant“, so der Münchner Stargastronom, der in der bayrischen Hauptstadt bekanntlich auch mit Spitzenkoch Tohru Nakamura gemeinsame Sache macht. „Es wird ein Beach Restaurant, eine Bar und eine Fläche geben, auf der auch getanzt werden kann. Kulinarisch wird es ein Sharing Konzept geben, so viel kann ich schon verraten. Wir wollen dem Gast wirklich ein kulinarisches Highlight bescheren, deswegen werden wir dort auch mit einem hochkarätigen Weinsortiment aufwarten.“

Gutes Wetter für alle

Davon ausgehend, dass die Tourismusbranche in der endgültig ausgestandenen Post-Corona-Ära wieder zu einem der schnellst wachsenden Wirtschaftszweige wird, plagt die Branche seit Corona der Fachkräftemangel
noch stärker als zuvor. Ob das zum Stolperstein werden könnte für Lindners große Restart-Unterfangen? Bereits vor der Krise war es so, dass 12.18.-Projekte erstaunlich früh einen General Manager erhielten – manchmal bis zu eineinhalb Jahre vor der Eröffnung.

„Das Entscheidende ist, dass es nicht nur unsere Ideen sind, die wir umsetzen, sondern dass wir gemeinsam mit den Architekten und Planern vor Ort Konzepte entwickeln. Der General Manager hat eine ganz wichtige Schlüsselfunktion, weil er unsere Ideen verinnerlicht, weiterträgt und die Leute vor Ort motivieren muss“, so Lindner.

Im Großen und Ganzen sei die Mitarbeitersuche zwar schwieriger geworden. Doch auch hier müsse man je nach Standort differenzieren. „Sardinien ist für viele, auch internationale, Mitarbeiter natürlich wetterbedingt attraktiver als Mecklenburg-Vorpommern. Im Unterschied zu Ibiza ist Sardinien auch sehr groß. Da kann man zu vernünftigen Preisen wohnen.“ Dennoch: Um dem drohenden Fachkräftekollaps nicht wehrlos ausgesetzt zu sein, muss auch 12.18. den Mitarbeitern etwas bieten und hat auf Sardinien eigene, hochmoderne Mitarbeiterunterkünfte bauen lassen. Das Team wird bei der Eröffnung aller Voraussicht nach gut aufgestellt sein.

Und auch sonst blickt Lindner durchaus positiv in die Zukunft: „Wir haben eine große Zahl an neuen Projekten, darunter auch in Deutschland und Österreich. Mit unserer Spezialisierung im Freizeitbereich bieten wir außerdem genau das, wonach Investoren suchen.“

www.12-18.com

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Der studierte Diplom-Kaufmann Jörg Lindner hat 2013 gemeinsam mit Kai Richter die 12.18. Investment Management gegründet, welche mittlerweile fast 500 Millionen Euro in Hotels, die in die Jahre gekommen waren und zu exklusiven Resorts umgewandelt wurden, investiert hat. Seit dem überraschenden Tod von Kai Richter 2020 ist Lindner alleine für die unternehmerische Umsetzung der aktuell elf Hotels in Deutschland, Spanien, Italien, Schottland und New York City verantwortlich.

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