Warum Italien um sein kulinarisches Kulturgut bangt

Der in Frankreich erfundene Nutri-Score wird von immer mehr Supermarktketten in Europa eingesetzt. Doch die Kennzeichnung ist nicht unumstritten – vor allem Italien steigt auf die Barrikaden.
Januar 11, 2022 | Fotos: Shutterstock/YARUNIV Studio

Ein einfach zu verstehendes Ampelsystem für die Nährwertqualität, das Konsumenten helfen soll, gesunde Lebensmittel auszuwählen: Die Intention des französischen Nahrungswissenschaflters Serge Hercberg, auf dessen Forschung der Nutri-Score basiert, ist eine löbliche. Auf einer Scala von A bis E – grün für A, rot für E – werden Produkte nach ihrem Gehalt von Eiweiß, Ballaststoffen, Fett, Zucker, Natrium und anderen Inhaltsstoffen bewertet.

So einfach es klingt, gibt es doch Kritik an dem Nutri-Score. Produkte wie Parmesan und Olivenöl, mit ihrem vergleichsweise hohen Fett- und Salzanteil, werden schlecht bewertet. Und diesen Angriff auf die mediterrane Küche wollen die Italiener nicht einfach hinnehmen. Seit Jahren tobt ein Kampf zwischen der italienischen Regierung und den französischen Befürwortern des Bewertungssystems. Die italienische Wettbewerbsbehörde leitete eine Untersuchung gegen Lebensmittelunternehmen ein, die den Nutri-Score bereits verwenden.

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Olivenöl und Parmesan werden von Anhänger der mediterranen Ernährungsphilosophie als überaus gesund angesehen – im Nutri-Score schneiden sie aber schlecht ab

Ein einfach zu verstehendes Ampelsystem für die Nährwertqualität, das Konsumenten helfen soll, gesunde Lebensmittel auszuwählen: Die Intention des französischen Nahrungswissenschaflters Serge Hercberg, auf dessen Forschung der Nutri-Score basiert, ist eine löbliche. Auf einer Scala von A bis E – grün für A, rot für E – werden Produkte nach ihrem Gehalt von Eiweiß, Ballaststoffen, Fett, Zucker, Natrium und anderen Inhaltsstoffen bewertet.

So einfach es klingt, gibt es doch Kritik an dem Nutri-Score. Produkte wie Parmesan und Olivenöl, mit ihrem vergleichsweise hohen Fett- und Salzanteil, werden schlecht bewertet. Und diesen Angriff auf die mediterrane Küche wollen die Italiener nicht einfach hinnehmen. Seit Jahren tobt ein Kampf zwischen der italienischen Regierung und den französischen Befürwortern des Bewertungssystems. Die italienische Wettbewerbsbehörde leitete eine Untersuchung gegen Lebensmittelunternehmen ein, die den Nutri-Score bereits verwenden.

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Olivenöl und Parmesan werden von Anhänger der mediterranen Ernährungsphilosophie als überaus gesund angesehen – im Nutri-Score schneiden sie aber schlecht ab

Laut dem Onlineportal Politico scheint die Anti-Nutri-Score-Kampagne der Italiener sich langsam bezahlt zu machen. Auch Spaniens Landwirtschaftsminister Luis Planas gilt als Nutri-Score-Skeptiker. Würde sich Madrid offiziell gegen den Score stellen, wäre es eine weitere Hürde für dessen europaweite Einführung.

Die Uhr tickt, denn bis zum Ende des Jahres muss die Europäische Kommission im Rahmen ihrer Green-Deal-Agenda ein Kennzeichensystem auswählen. Als Alternative für den Nutri-Score hat Italien sein eigenes Kennzeichensystem entworfen: Nutrinform. Auch der Lebensmittelverband Deutschland, der dem Nutri-Score ablehnend gegenübersteht, hat 2019 einen eigenen Vorschlag der Lebensmittelkennzeichnung veröffentlicht.

Kampf um Nutri-Score

Die größte Schwäche des Nutri-Score ist, dass künstliche Farbstoffe, Konservierungsmittel und andere chemische Zusätze nicht berücksichtigt werden. Hoch verarbeitete Fertigmahlzeiten, die nach den Kriterien des Kennzeichensystems hergestellt werden, dürfen sich mit dem grünen „A“ schmücken, während naturbelassene Lebensmittel oft einen schlechteren Score bekommen. Das kritisiert etwa der Ernährungswissenschaftler Nicolai Worm in einem Interview mit Fitbook. „In der Wissenschaft weiß man heute, dass diese hoch verarbeiteten Nahrungsmittel, die aus isolierten Stoffen zusammengesetzt sind, ein eigenständiges Gesundheitsrisiko darstellen“, argumentiert Worm.

Auf der anderen Seite stehen die Befürworter des Nutri-Score, wie etwa der Europäische Verbraucherverband BEUC. „Alle Beweise, die wir gesammelt haben, zeigen, dass es den Verbrauchern wirklich hilft und sie nicht in die Irre führt“, sagt BEUC-Generaldirektorin Monique Goyens. Als Hauptargument für das Ampelsystem wird oft angeführt, dass der Nutri-Score für Konsumenten besonders einfach zu verstehen sei.

Die beste Alternative

Laut Politiko scheint es wahrscheinlich, dass die Formel des Nutri-Score verfeinert wird, um bestimmte Produkte besser zu berücksichtigen. Dass die Kennzeichnung keine Zusatzstoffe berücksichtigt, sei laut dem Erfinder Hercberg unmöglich. In einem einzigen Kennzeichnungssystem kann man eben nicht alle Aspekte von gesunder Ernährung zusammenführen.

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