Wein am Limit Folge 257 – Die Riesling Brüder vom Weingut Merkelbach in Ürzig
Treffen mit Buddha könnte diese Folge auch heißen. Manchmal –selten- geht es in unserer Branche herrlich zufrieden und ruhig zu.
Der Weinbauort Ürzig an der Mittelmosel gilt als einer der besten. Die extrem steilen Lagen befinden sich in einem warmen sich schnell aufheizenden Talkessel, bzw. in einer engen Moselschleife, die einen charakteristisch dunklen Schieferboden aufweisen. Aufgrund des hohen Lehmanteils wird der Boden „Rotschiefer“ genannt. In warmen Jahren erweist sich seine gute Wasserspeicherfähigkeit als Vorteil und die Reben haben weniger Trockenstress (Global Warming lässt grüßen). Das hier fast nur Riesling wächst erwähne ich mal nebenbei. Die Königsklasse reift in den anspruchsvollsten, kärgsten Lagen am besten und erreicht nur so ihren wahren Charakter. In einem der nördlichsten Anbaugebiete der Welt, wie der Mosel entscheiden Mikroklima, Exposition und Höhe über groß, großartig oder banal. Dafür wird diese Region auf der ganzen Welt geschätzt. Das es genügend Flachlagen und ausdruckslose Weine gibt ist die Kehrseite der Medaille und eine andere Geschichte (auf die ich keine Lust habe!).
Die lebenslustigen Brüder Rolf (79) und Alfred (81) keltern beharrlich, seit über 50 Jahren, den klassischen Moselstil. Das Weingut wurde 1867 von ihrem Urgroßvater gegründet. In den Lagen Ürziger Würzgarten und Kinheimer Rosenberg entstehen Gewächse einer fast vergessenen Epoche des Moselweins. Die im Durchschnitt fast 50 Jahre alten Reben (teilweise wurzecht) werden Parzelle für Parzelle gelesen und separat in 1000 Liter Fuderfässern ausgebaut (man achte auf die AP Nummer). Die Weine halten genau das, was auf dem Etikett steht: ein Kabinett schmeckt leicht und luftig mit tänzerischer Süße, eine Spätlese wie eine Spätlese, entsprechend intensiver und süßer, eine Auslese zart süß und nicht überkonzentriert.
Die 2001er Spätlese „Ürziger Würzgarten“ schmeckt nach 15 Jahren noch sehr saftig und frisch. Der spürbare Restzucker deutet an, dass dieser Wein etwas Zeit braucht bis er eines Tages „gefühlt“ trocken schmeckt. Ein Phänomen, wenn man bedenkt das Zucker und Säure nicht verdunsten, aber was viele Weintrinker sicher bestätigen werden. Der Duft erinnert an warme Apfeltarte mit Vanille und getrocknete mediterrane Kräuter. Klassisch und mit einem schönen Trinkzug ausgestattet, nicht pappsüß, sondern äußerst belebend. Das Richtige für einen Fernsehnachmittag.
Die beiden Brüder haben vor kurzem die gepachteten Parzellen abgegeben und bearbeiten weiterhin 1 Hektar Reben mit Ihren Vettern Hans Josef (78) und Kurt Leo (77). Der Besuch auf dem Weingut wirkte wie eine Zeitreise, wunderbar konserviert und herzlich. Die Merkelbach Stöffchen schmecken aktueller denn je und sind die Antithese der vielen uniformen (teilweise gehypten) Technikerweinen. Ich wünsche der Rentnergang weiterhin ein gutes Gelingen und noch viele Jahrgänge. Châpeau!
An dieser Stelle vielen Dank an Markus Reis, dem Chef des Zeltinger Hof , www.zeltinger-hof.de, der mich zu den Gebrüdern Merkelbach geführt hat.