Die Chefredakteurin – Gefangen im Narrenkastl
Ich bekenne mich schuldig: Meine Couch ist so ausgerichtet, dass man in jeglich erdenklicher Sitz- und Liegeposition uneingeschränkten Blick auf den (seit Kurzem wirklich riesigen) Fernseher hat. Da ich beim Essen Unterhaltung sehr schätze, mir gen Abend allerdings keiner in Fleisch und Blut gegenübersitzt, hole ich sie mir aus dem TV. Und da gerne auch von Köchen. Nach dem Motto „Die Totgesagten leben länger“ flimmern mir Altbekannte in neuen Formaten ins Wohnzimmer und erheitern mir meine Zeit.
Auch wenn es seit einigen Jahren heißt, dass die Kochshows am absteigenden Ast sind, befüllen selbige gefühlt ein Drittel der gesamten Sendezeit. Allerdings nicht mehr solche, die dem Otto Normalchips-Esser das Kochen näherbringen. Aber schließlich haben ja auch nur die Öffentlich-Rechtlichen den Auftrag zum Bildungsfernsehen. Glanzvoll ist der gesamte Berufsstand nach Richtern, Polizisten und Schulermittlern in die Riege der Reality-Dokus der Privaten aufgenommen worden.
Wird man nun nicht selbst auf Herz und Nieren auf sein Können geprüft, sondern tut dies mit weit ausholenden Gesten über Gastronomen, die keine sind, sondern in den meisten Fällen nur Spinner, die keine Ahnung haben vom Business. Und dann freue ich mich chipskauend auf den nächsten Morgen. Weil ich in meiner Realität nur die echten Profis auf dem Schirm habe.
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