Wie der Junge Wilde mit alten Ideen aufräumt

Thomas Hohenwarter ist Junger Wilder 2024 – und mit 21 Jahren der jüngste Gewinner in der Geschichte des größten und härtesten Kreativ-Kochawards Europas. Er steht für jene, die nicht nur die Branchen, sondern alles neu denken, mit ihren Zugängen überraschen. Aber: Er räumt zugleich mit vielen Vorurteilen der Gen-Z kräftig auf.
Juni 13, 2024 | Text: Lucas Palm | Fotos: Raphael Gabauer, Moving Stills

Natürlich war der Morgen des 13. Mai 2024 keiner wie jeder andere. Wie auch? Die Rolling Pin.Convention startete in den zweiten Tag. Tausende Teilnehmer – es waren genau 9.286 – würden wieder die Messehalle in Graz füllen, um internationale Top-Speaker live auf der Bühne zu erleben.

Und: Um mit den drei Finalisten des Junge-Wilde-Wettbewerbs mitzufiebern. Denn die steckten an diesem Morgen schon mitten in den Vorbereitungen für das große Finale. Und den Blicken nach zu urteilen waren sie sehr, sehr angespannt.

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Thomas Hohenwarter hat sich gegen mehr als 2000 Mitbewerber durchgesetzt – und verkörpert mit seinen kühnen Kreationen die neue Generation, die vieles hinter und vor dem Herd von Grund auf neu denkt

Natürlich war der Morgen des 13. Mai 2024 keiner wie jeder andere. Wie auch? Die Rolling Pin.Convention startete in den zweiten Tag. Tausende Teilnehmer – es waren genau 9.286 – würden wieder die Messehalle in Graz füllen, um internationale Top-Speaker live auf der Bühne zu erleben.

Und: Um mit den drei Finalisten des Junge-Wilde-Wettbewerbs mitzufiebern. Denn die steckten an diesem Morgen schon mitten in den Vorbereitungen für das große Finale. Und den Blicken nach zu urteilen waren sie sehr, sehr angespannt.

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Thomas Hohenwarter hat sich gegen mehr als 2000 Mitbewerber durchgesetzt – und verkörpert mit seinen kühnen Kreationen die neue Generation, die vieles hinter und vor dem Herd von Grund auf neu denkt

Der Grund: Alles neu. Heißt: Erst an diesem Morgen hatten die drei Finalisten erfahren, dass ihr vorbereitetes Menü keine Rolle mehr spielen würde. Statt wilder Kreativität galt es plötzlich aus noch wilderen Vorgaben das lukullische Maximum herauszuholen. So lautete die neue Vorgabe: Fisch und Schokolade zur Vorspeise, Fleisch und Käse als Hauptgang, Wurzelknolle und Kartoffel als Dessert. Für den 20-jährigen Kärntner Thomas Hohenwarter eine genauso große Herausforderung wie für die beiden anderen Finalisten – eine jedoch, die er mit Bravour löste. Aber wie genau? Wir haben gleich nach der spektakulären Siegerehrung beim Jungen Wilden 2024 nachgefragt.

Dein Entschluss, dich für die Jungen Wilden anzumelden, hat viel mit Stefan Glantschnig, dem Jungen Wilden 2017, zu tun. Wie ist es dazu gekommen?

Thomas Hohenwarter: Ich war 13 Jahre alt, als ich zum ersten Mal vom Junge-Wilde-Wettbewerb gehört hab. Und zwar deswegen, weil damals, 2017, Stefan Glantschnig gewonnen hatte. Das habe ich ziemlich genau mitbekommen, weil Stefan nicht weit weg von mir in Kärnten gewohnt hat und das in meinem Umfeld eine ziemliche Sensation war. Alle haben darüber gesprochen, es war in allen Regionalmedien. Seither stand für mich fest: Ich behalte das, was Stefan Glantschnig macht, im Auge. Und die Sache mit den Jungen Wilden natürlich auch.

Man merkt, diese Sache mit dem Kochen war schon für den 13-jährigen Thomas ein wichtiges Thema …

Hohenwarter: Ich bin als Wirtshauskind in einer Gastro-Familie aufgewachsen. Das Gasthaus meiner Eltern war gleichzeitig auch mein Zuhause, und irgendwie war für mich immer klar, dass auch ich Koch werden wollte. Das hab ich meiner Kindergärtnerin sogar schon im Alter von fünf Jahren verraten. Dann hab ich also wirklich meine Lehre im Almwellness-Resort Tuffbad im Lesachtal absolviert und mir im dritten Lehrjahr vorgenommen, bei Stefan zu arbeiten.

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Mit Sous-Vide-gegarter Wurzel, Petersilien-Sorbet, Rösti-Kartoffel, Kakaohippe und Yuzu-Oxymel. Ein Teil des spontan zubereiteten Siegermenüs von Thomas Hohenwarter

In dieser Zeit bin ich einmal pro Woche bei ihm essen gewesen, um seine Küche zu verstehen. Ich bin also sozusagen Stammgast geworden. Dadurch sind wir ins Gespräch gekommen – seit der letzten Wintersaison koche ich nun bei ihm. Und als wir erfahren haben, dass die Anmeldung für die Jungen Wilden losgeht, haben wir nicht lange gefackelt – und mich gemeinsam angemeldet.

Verrückter Warenkorb, ein extrovertierter Gast und alles, nur kein Honiglecken

Die Aufgabe für die Bewerber bestand darin, aus einem vorgegebenen Warenkorb ein kreatives, dreigängiges Menü zu kreieren. Von den über 2000 Einreichungen wählte die Jury jene sechs Bewerber aus, welche die Aufgaben am besten gelöst haben. Diese sechs Vorfinalisten kochten ihr Menü live auf der „Essenz“ von Transgourmet Cook in Hannover. Die drei Finalisten mit den meisten Punkten haben sich für das große Finale auf der Rolling Pin.-Convention Austria, wo eine ganz andere Herausforderung auf sie wartete, qualifiziert. Um die Kreativität der Jungen-Wilden–Anwärter auf den Prüfstand zu stellen, wurden die drei Finalisten mit den außergewöhnlichen Kulinarikwünschen eines imaginären, aber äußerst exzentrischen Gastes konfrontiert. So galt es unter anderem eine Vorspeise mit Fisch und Schokolade zu kreieren. Das ganze Menü und wie die Finalisten diesen crazyharten Wahnsinn gelöst haben sowie was 11er, Albers Food, Aria Pro, Cosy & Trendy, Dr. Becher, Friedr. Dick, Le Noveau Chef, Original Beans, Risso, Stay Spiced! und Transgourmet Cook damit zu tun haben, findest du unter www.jungwilde.com

 

Und dann? Wie hast du dich auf den Wettbewerb in so kurzer Zeit vorbereitet?

Hohenwarter: Ich habe von Stefan und dem gesamten Team viel Unterstützung erfahren, durfte in der Küche Dinge ausprobieren, Ideen von A bis Z durch­kochen. Als Vorbereitung fürs Vorfinale habe ich mit einigen aus dem Team jeden Gang sicher 15 Mal durchgekocht, damit alles sitzt. Fürs Vorfinale war das natürlich Gold wert.

Fürs große Finale hingegen ziemlich -irrelevant. Dort habt ihr ein paar Minuten, bevor es losging, erfahren, welche Komponenten in der Vorspeise, dem Hauptgang und dem Dessert sein müssen …

Hohenwarter: Das war schon heftig. Als ich zum ersten Mal alles durchgelesen habe, mit den verlangten Produkten, die pro Gang erkennbar vorkommen müssen, war es im ersten Moment schwierig zu wissen, was ich daraus jetzt machen soll. Aber zwei Dinge haben mir geholfen: Erstens habe ich mir vorgenommen, mich auf das zu konzentrieren, was ich am besten kann. Also nichts auszuprobieren, von dem ich weiß, dass das nicht wirklich sitzt. Und zweitens habe ich mir mein kleines Notizbuch geschnappt, in das ich mir immer meine To-dos oder Ideen notiere. Dann habe ich angefangen, mir Schritt für Schritt ein Menü niederzuschreiben. Und plötzlich hatte ich es dann vor mir, mein Siegermenü.

Ich bin ein Hackler und liebe das, was ich tue. Eine Vier-Tage-Woche würde für mich absolut nicht infrage kommen. Dafür koche ich zu gerne.
Der 20-jährige Thomas Hohenwarter straft jegliches Klischee über die ach so arbeitsscheue Generation Z Lügen

Du bist der erste Vertreter der Generation Z, der die Jungen Wilden gewinnt. Es heißt, Freizeit sei euch das Wichtigste, ihr geltet als übersensibel, arbeitsscheu und launisch. Wie siehst du dich und deine Generation selbst?

Hohenwarter: Ich kann jetzt nur für mich sprechen. Ich selbst habe das halt von zu Hause so mitbekommen, dass Arbeit mehr ist als ein notwendiges Übel um Geld zu verdienen. Mir wäre es komplett egal, 13 oder 14 Stunden in der Küche zu stehen, weil ich das, was ich mach, gerne mach. Ich würde von mir selbst behaupten: Ich bin ein ziemlicher Hackler. Eine Vier-Tage-Woche würde für mich absolut nicht infrage kommen, dafür koche ich zu gerne.

Handwerk ist dabei das eine, doch wie auch die Jungen Wilden gezeigt haben, ist Kreativität das andere. Wo holst du dir deinen Kreativitätsboost und die Inspiration?

Hohenwarter: Natürlich, wie viele aus meiner Generation, auf Social Media – aber nicht nur. Mein Problem ist, dass ich das, was ich auf Social Media sehe, rasch wieder vergesse, weil es zu viel wird und zu schnell geht. Es dient halt der Anregung, aber nicht mehr. Deswegen habe ich Koch­bücher ohne Ende. Mit denen ist es anders.

Darin kann ich mich vertiefen und wirklich ein Rezept studieren. Außerdem schreibe ich mir viel in mein Notizbuch, wenn Stefan etwas erklärt oder macht oder wenn ich sonst etwas sehe.

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Die drei Finalisten (v. l.): Der drittplatzierte Patrick Ködel vom Hallo Emil in Stuttgart, die zweitplatzierte Sinja Proprentner von der Gamskogelhütte in Katschberg, der neue Junge Wilde 2024 Thomas Hohenwarter

Als Junger Wilder steht dir eine Stage beim Restaurant deiner Wahl zu. Hast du schon etwas ins Auge gefasst? Wie geht’s weiter? Was hast du in Zukunft vor?

Hohenwarter: Ich weiß es noch nicht wirklich. Dafür muss ich erst noch verarbeiten, dass ich jetzt Junger Wilder 2024 bin, das muss wohl erst einmal sacken. Ein Abstecher ins Ausland würde mich schon sehr interessieren, das muss gar nicht weit weg sein, Deutschland wäre schon super.

Etwa Jan Hartwig oder Marco Müller, das sind für mich schon zwei Köche, die ich sehr bewundere. Was mich außerdem interessiert, ist die japanische Küche. Für mich ist sie unter gastronomischen Gesichtspunkten einfach die Königsklasse. Was jedenfalls für mich feststeht: Ich will mich weiter in der ge­hobenen Gastronomie bewegen. Hier kann ich das machen, was mir am meisten Spaß macht – und weiterhin sehr, sehr vieles lernen.

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THOMAS HOHENWARTER
Aufgewachsen ist das Wirtshauskind im elterlichen Betrieb in Kärnten, dem Gasthaus Augstan in der Nähe von Hermagor. Nach seiner Lehre im Almwellness-Resort Tuffbad im Lesachtal begann er im vergangenen Jahr, bei seinem Idol zu arbeiten: Haubenkoch Stefan Glantschnig, seines Zeichens Junger Wilder 2017 und heute vielfach ausgezeichneter kulinarischer Mastermind im Hotel Neusacherhof am malerischen Weißensee. Dort arbeiten nun zwei Junge Wilde unter einem Dach – das gab’s noch nie und ist weltweit einzigartig.

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Die Jungen Wilden

2005 von Rolling Pin ins Leben gerufen, fand der Junge-Wilde-Wettbewerb heuer bereits zum 20. Mal statt. Den Gewinner des mittlerweile kreativsten Kochawards Europas erwarten eine Rolling Pin-Coverstory und ein Praktikum im (natürlich auch internationalen) Restaurant seiner Wahl.

Alle Infos zu den Jungen Wilden, ihren Menüs, den Partnern, und wie du dich anmelden kannst, findest du unter www.jungewilde.com

Die Partner

Wir bedanken uns bei den großartigen Partnern für die jahrelange Zusammenarbeit, ohne die die Jungen Wilden nicht möglich wären: 11er, Albers Food, Aria Pro, Cosy & Trendy, Dr. Becher, Friedr. Dick, Le Nouveau Chef, Original Beans, -Rational, Risso, Rist, Stay Spiced! und Transgourmet Cook.

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