Tim Raue: Messerscharfe Nummer 1
Mit seiner Küchenlinie, in der er japanische Produktperfektion, thailändische Aromatik und die chinesische Küchenphilosophie vereint, sicherte sich Spitzenkoch Tim Raue zwei Michelin-Sterne und 19 Punkte im Gault-Millau. Mit Platz 31 in der The World’s 50 Best Restaurants-Liste ist das Restaurant Tim Raue das international am besten bewertete Restaurant des Landes.
Mit seiner Küchenlinie, in der er japanische Produktperfektion, thailändische Aromatik und die chinesische Küchenphilosophie vereint, sicherte sich Spitzenkoch Tim Raue zwei Michelin-Sterne und 19 Punkte im Gault-Millau. Mit Platz 31 in der The World’s 50 Best Restaurants-Liste ist das Restaurant Tim Raue das international am besten bewertete Restaurant des Landes.
Wer will, was er muss, ist frei … – so lautet der Leitgedanke im asiatisch inspirierten Restaurant Tim Raue, der das Schaffen des Berliner Zwei-Sterne-Kochs in seinem Flagship-Restaurant auf den Punkt bringt. Kreativität, Einzigartigkeit und Freiheit sind die Grundelemente, auf denen der Service und das Interieur des Restaurants beruhen. Auch die Küche spiegelt diese Attribute wider: Brot, Nudeln, Reis und weißer Zucker sind tabu, die Verwendung von tierischen Produkten ist einer der Grundpfeiler von Raues Küche und sorgt für eine einzigartige Aromenvielfalt.
Ich war wie ein trockener Schwamm, den man ins Wasser wirft. Und ich lernte schneller als die Anderen.
Tim Raue über seinen unbändigen Lerneifer in seinen Wanderjahren
Und all jenen, die Raues Platzierung auf Platz eins auf seine Rolle als METRO-Markenbotschafter zurückführen wollen, lässt sich nur entgegnen: Diese Küche zieht so weite Kreise, dass seine Botschafterrolle auch in unserem Ranking nicht ins Gewicht fiel. Schließlich ist es – um nur ein Beispiel zu nennen – Raues Genregrenzen sprengende Küche und nichts anderes, die aus dem gebürtigen Berliner den bis heute einzigen deutschen Küchenkapazunder macht, der als Protagonist der Netflix-Serie Chef’s Table internationale Foodies begeistert.
Schneller als die Anderen
„Meine Jugend verbrachte ich mit Jungs, die, sagen wir mal so, Grenzen anders interpretierten.“ Mit anders meint Raue: Sie waren die erste Kreuzberger Türken-Gang, die „Boys 36“, Raue war der einzige Deutsche. Nach der Schule hatte er kein Geld fürs angestrebte Grafikdesignstudium. Aber einfach nur rumzusitzen, war zwar lustig, aber schon damals nichts für ihn. Dass er schließlich hinter dem Herd landete, verdankt er einem Nebensatz seiner Lehrerin: „Werde doch Koch, das ist auch kreativ.“ Gesagt, getan, denn Raue war noch nie ein Mann vieler Worte, dafür aber einer der gewichtigen Taten. Nicht, dass es ihm jeden Tag Spaß gemacht hätte, aber er hat sich durchgebissen, er ist ein Kämpfer und lebte schon damals nach dem Prinzip: „Wer etwas leistet, der soll auch etwas bekommen.“
Das Resultat dieser Lebenseinstellung liest sich wie die deutsche Version des American Dream: Vom Schnitzelkoch im Calet Suisse wurde er zum Chef de Cuisine im E.T.A. Hoffmann, zum Executive Chef im Swissôtel und schließlich zum kulinarischen Direktor der Adlon Holding. Und dazwischen lagen ungleich mehr Häuser, die er nach nur einigen Monaten immer freiwillig verließ. „Ich war wie ein trockener Schwamm, den man ins Wasser wirft. Und ich lernte schneller als die anderen. Wenn ich alles kannte, ging ich.“
Was für immer hängen blieb, war die Art, wie sein einstiger Lehrmeister Franz Raneburger im Bamberger Reiter mit Essen an sich umging. „Egal, ob es sich um Petersilie oder bretonischen Hummer handelte, man musste mit derselben Konzentration und Fokussierung dabei sein.“
Seit der Eröffnung seines wellenschlagenden Gourmettempels in der Berliner Rudi Dutschke Straße im Jahr 2010 hat sich nicht nur in kulinarischer, sondern auch in unternehmerischer Hinsicht vieles getan. Die genauso emotionale wie technisch messerscharf versierte Küche Raues findet sich heute – in unterschiedlichen Ausprägungen – auf Kreuzfahrtschiffen und bistronomisch angehauchten Konzepten in ganz Deutschland verteilt.
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Tim Raue. Mit seinen asiatisch inspirierten Gerichten gilt er heute weit über die Landesgrenzen hinaus als genialer Herdtüftler, der die deutsche Spitzengastronomie wie kein zweiter internationalisiert hat. Im September 2010 eröffnete Raue in Berlin-Kreuzberg das Restaurant Tim Raue, das seit 2012 mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet ist und als bestplatziertes deutsches Restaurant auf der World’s 50 Best Restaurants-Liste steht. Außerdem zeichnete der Gault-Millau 2018 Raues Küche mit 19,5 Punkten aus. Neben seinem Sternerestaurant baute sich Raue in den vergangenen Jahren ein kleines Gastro-Imperium auf. So eröffnete er mit dem Moderator Günther Jauch die Villa Kellermann in Potsdam.