Das Erfolgsrezept einer der ersten Sterneköchinnen Deutschlands – Margarethe Bacher
Die Hostellerie Bacher in Neunkirchen-Kohlhof mag heute unscheinbar wirken. Tatsächlich aber ist sie das Vermächtnis jener Frau, die gerne als erste Sterneköchin Deutschlands betitelt wird: Margarethe Bacher. Von 1979 bis 2004 hielt sie ihren Michelin-Stern, bevor sie mit nur 70 Jahren viel zu früh verstarb. Aber zurück zum Anfang.
Die Hostellerie Bacher in Neunkirchen-Kohlhof mag heute unscheinbar wirken. Tatsächlich aber ist sie das Vermächtnis jener Frau, die gerne als erste Sterneköchin Deutschlands betitelt wird: Margarethe Bacher. Von 1979 bis 2004 hielt sie ihren Michelin-Stern, bevor sie mit nur 70 Jahren viel zu früh verstarb. Aber zurück zum Anfang.
Die Ära Bacher
Geboren 1934 im heutigen Serbien kam Margarethe Bacher mit neun Jahren als sogenannte Spätheimkehrerin nach Deutschland, wo sie früh den Grundstein für ihre Karriere legte. Vom Herdmädchen im Casino der Neunkircher Eisenwerke arbeitete sie sich in kurzer Zeit zur Küchenchefin hoch. In einer Zeit, in der die Küchen ausschließlich von Männern dominiert wurden, bewies Bacher ihr Ausnahmetalent und ließ sich von der Männerdomäne nicht beeindrucken.
Die Perfektionistin am Herd machte sich schließlich 1978 mit ihrem eigenen Restaurant selbstständig: der Hostellerie Bacher. Es dauerte nicht lange, bis der Guide Michelin Bacher entdeckte – nur ein Jahr nach der Eröffnung des Restaurants bekam sie ihren ersten Stern verliehen. Da aus dieser Zeit keine Aufzeichnungen des Guide existieren, ist zwar nicht belegt, dass Bacher diese Auszeichnung tatsächlich als erste Frau in Deutschland erhalten hat.* Fakt aber ist: Sie war eine der führenden deutschen Köchinnen der „Nouvelle Cuisine“. Und schuf ihren eigenen Stil: die Bacher-Linie.
„Manchmal ist sie gar nicht aus den Kochkleidern rausgekommen.“
-Hostellerie-Bacher-Nachfolger Hermann Wögerbauer über Margarethe Bacher
Die Pionierin der Nouvelle Cuisine
Margarethe Bacher war aber mehr als „nur“ Köchin: Sie bildete viele heutige Spitzenköche aus, wie beispielsweise Cliff Hämmerle oder Wolfgang Quack, die beide längst ihre eigenen Restaurants betreiben. Strenge und Autorität waren ihr Führungsstil. Ihrer Meinung nach war der Grund für die wenigen Frauen in den Küchen der Spitzenrestaurants, dass neben Talent vor allem Disziplin, Fleiß und Kraft zu diesem „knallharten Männerberuf“ gehörten und darum das „starke Geschlecht“ dominiere.
Trotz (vielleicht sogar wegen) dieser heute wohl überholten Sicht der Dinge, schrieb Bacher als eine der wenigen Frauen dieser Zeit eine beispiellose Erfolgsgeschichte, die mehr als zwei Jahrzehnte andauerte. Noch 2002 verlieh ihr der Gault&Millau für ein Menü 17 von 20 Punkten. Solange sie konnte, stand sie in der Küche – bis sie sich wegen schwerer Krankheit zurückziehen musste und schließlich 2005 starb. Ihr Vermächtnis aber lebt weiter.
Margarethe Bacher
Am 11. November 1934 wurde Margarethe Bacher in Bačko Dobro Polje, im heutigen Serbien, geboren. Sie wuchs auf einem Bauernhof auf, ehe die Familie ein schreckliches Schicksal ereilte. Der Vater wurde im Krieg eingezogen, die Großeltern von Partisanen erschossen und sie selbst mit ihrer jüngeren Schwester und ihrer Mutter im Jahr 1944 in ein Internierungslager gesteckt. 1953 kam die Familie schließlich nach Deutschland und Margarethe wurde zu einer der besten Köchinnen – und zu einer der ersten Frauen, die in Deutschland mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurden.
*Nach aktuellem Stand wird Irma Keller diese Ehre zugeschrieben.