Arbeiten in Japan

Challenge in Nippon - Japan ist ein harter Boden, dafür erntet man reiche Früchte: Gefragt sind ein hohes Maß an Disziplin und die Einhaltung der strengen Businessetikette, belohnt wird man mit einem hohen Gehalt, den besten Lehrmeistern und optimaler Asienerfahrung.
November 13, 2015

Fotos: Leonardo, The Peninsula Tokyo, Mandarin Oriental Tokyo, Park Hyatt Tokyo, The Westin Tokyo, Grand Hyatt Tokyo

drei Mitarbeiterinnen eines Hotels in Japan hinter einer Theke unter der sich japanische Köstlichkeiten verbergen Wer es hier schafft, der schafft es überall. Das gilt ausnahmsweise nicht für New York, sondern für Japan und von da aus gesehen für den Rest von Asien. Denn das Land der aufgehenden Sonne ist beruflich gesehen kein einfacher Boden, dafür pflastern die edelsten und geschmacksintensivsten Produkte, die spannendsten kulturellen Lektionen, die kreativsten Lehrmeister und eine unvergleichliche Arbeitsauffassung den Weg. Asienanfänger sollten sich aber in Acht nehmen: „Ich würde Japan nie für den Start in diesem Kontinent empfehlen“, betont Roger Lienhard, seines Zeichens General Manager im Grand Hyatt in Tokio und gebürtiger Schweizer. Mit explizitem Fachwissen und der Beherrschung von zwei oder mehr Sprachen kann man auf alle Fälle punkten, Japanisch ist bestimmt ein Vorteil, aber nicht Voraussetzung. Zwei Möglichkeiten führen bei der Arbeitssuche am wirkungsvollsten zum Erfolg: innerhalb eines Hotelkonzerns nach Japan zu wechseln oder einen Headhunter mit der Jobvermittlung zu beauftragen. Ansonsten wird die Sache schwierig. Zehn Jahre Berufserfahrung oder den Abschluss einer Universität muss man ohnehin mitbringen, will man in den Genuss eines Visums kommen. Das ist auch kein geringer Kostenfaktor, wird aber vom Arbeitgeber übernommen – wie auch alle diesbezüglichen Formalitäten. „Für Department Heads und Executives wird es vom Hotel organisiert, für alle anderen ist es ratsam, sich über die Bedingungen für ein Visum zu erkundigen, bevor man sich bewirbt“, empfiehlt Andreas Trauttmansdorff, General Manager im The Westin Tokyo. Die Bestätigung des Visums kann allerdings ein paar Monate dauern, zahlreiche Dokumente sind dafür notwendig, „das geht bis zum Primärschulzeugnis“, so Lienhard.
Tiefer in die eigene Tasche greifen muss man in Sachen Lebenshaltungskosten – allein eine 80-Quadratmeterwohnung kann gleich gut und gerne rund 5000 Dollar monatlich kosten. Dass sechs Monatsmieten im Voraus zu bezahlen sind, ist die Regel.

Die kulturellen Unterschiede sind zuweilen groß, man muss auch mit sprachlichen Schwierigkeiten rechnen, denn Fremdsprachen – inklusive Englisch – sind nicht so verbreitet, wie man erwarten könnte. „Man sollte sich auf alle Fälle mit…

Fotos: Leonardo, The Peninsula Tokyo, Mandarin Oriental Tokyo, Park Hyatt Tokyo, The Westin Tokyo, Grand Hyatt Tokyo

drei Mitarbeiterinnen eines Hotels in Japan hinter einer Theke unter der sich japanische Köstlichkeiten verbergen Wer es hier schafft, der schafft es überall. Das gilt ausnahmsweise nicht für New York, sondern für Japan und von da aus gesehen für den Rest von Asien. Denn das Land der aufgehenden Sonne ist beruflich gesehen kein einfacher Boden, dafür pflastern die edelsten und geschmacksintensivsten Produkte, die spannendsten kulturellen Lektionen, die kreativsten Lehrmeister und eine unvergleichliche Arbeitsauffassung den Weg. Asienanfänger sollten sich aber in Acht nehmen: „Ich würde Japan nie für den Start in diesem Kontinent empfehlen“, betont Roger Lienhard, seines Zeichens General Manager im Grand Hyatt in Tokio und gebürtiger Schweizer. Mit explizitem Fachwissen und der Beherrschung von zwei oder mehr Sprachen kann man auf alle Fälle punkten, Japanisch ist bestimmt ein Vorteil, aber nicht Voraussetzung. Zwei Möglichkeiten führen bei der Arbeitssuche am wirkungsvollsten zum Erfolg: innerhalb eines Hotelkonzerns nach Japan zu wechseln oder einen Headhunter mit der Jobvermittlung zu beauftragen. Ansonsten wird die Sache schwierig. Zehn Jahre Berufserfahrung oder den Abschluss einer Universität muss man ohnehin mitbringen, will man in den Genuss eines Visums kommen. Das ist auch kein geringer Kostenfaktor, wird aber vom Arbeitgeber übernommen – wie auch alle diesbezüglichen Formalitäten. „Für Department Heads und Executives wird es vom Hotel organisiert, für alle anderen ist es ratsam, sich über die Bedingungen für ein Visum zu erkundigen, bevor man sich bewirbt“, empfiehlt Andreas Trauttmansdorff, General Manager im The Westin Tokyo. Die Bestätigung des Visums kann allerdings ein paar Monate dauern, zahlreiche Dokumente sind dafür notwendig, „das geht bis zum Primärschulzeugnis“, so Lienhard.
Tiefer in die eigene Tasche greifen muss man in Sachen Lebenshaltungskosten – allein eine 80-Quadratmeterwohnung kann gleich gut und gerne rund 5000 Dollar monatlich kosten. Dass sechs Monatsmieten im Voraus zu bezahlen sind, ist die Regel.

Die kulturellen Unterschiede sind zuweilen groß, man muss auch mit sprachlichen Schwierigkeiten rechnen, denn Fremdsprachen – inklusive Englisch – sind nicht so verbreitet, wie man erwarten könnte. „Man sollte sich auf alle Fälle mit …

… der japanischen Etikette befassen, bevor man hierher kommt, obwohl einem als Gaijin, sprich Ausländer, viel vergeben wird“, sagt Trauttmansdorff. Schließlich ist man als Europäer auch oft allein auf weiter Flur – im Park Hyatt Tokyo etwa, in dem Stefan Mörth die Position des Executive Chef bekleidet, ist er unter 520 Angestellten einer von 13 Ausländern im Hotel, unter 110 Köchen neben dem Chef de Cuisine der einzige Expat. Roger Lienhard ist im Grand Hyatt unter 1200 Hotelmitarbeitern einer von fünf Expats.

Roger Lienhard
General Manager, Grand Hyatt, Tokio

Alle behandeln sich hier mit sehr viel Respekt. Pünktlichkeit und Disziplin werden großgeschrieben. Wenn etwas von A zu B gehen soll, dann geht es auch zu 100 Prozent von A zu B.

ein Hotelbuffet in Japan Disziplin wird großgeschrieben, auch das Teamwork funktioniert reibungslos – laut zu werden, zu schreien oder jemanden vor anderen zurechtzuweisen, ist undenkbar, dabei verliert man selbst und der andere das Gesicht. Lange Diskussionen, die den Eindruck mangelnder Entscheidungsfreude erwecken, gehören zum Alltag. Auf die Schnelle ist Changemanagement nicht möglich. Die hohe Arbeitsmoral bedingt hohe Anforderungen: „Die Japaner erwarten praktisch noch mehr von uns, weil wir Ausländer sind, und schauen uns bei jedem Schritt auf die Finger. Damit steigt der Stress, in jedem Moment zu 100 Prozent das Richtige zu tun“, berichtet Lienhard. Außerhalb der Unternehmensumgebung ist es wichtig, am sozialen Leben teilzunehmen: Das Bier mit Kollegen und Vorgesetzten nach Feierabend oder zumindest regelmäßig im Monat ist gelebte Tradition, Teambuilding spielt in der Freizeit eine große Rolle. Zudem soll man sich keinesfalls nur in Ausländerkreisen bewegen, sondern den Kontakt mit Japanern in gleicher Weise pflegen.

Finanziell gesehen lohnt sich der Wechsel nach Japan ab dem Management- bzw. Abteilungsleiterlevel. Die Löhne liegen rund 20 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Trinkgeld ist in Japan nicht nur unüblich, sondern regelrecht unerwünscht und wird zurückerstattet. Im Arbeitsvertrag ist oft ein ganzes Package enthalten, das auch die Krankenversicherung und Benefits wie Unterkunft und Flüge in die Heimat beinhaltet. Nach japanischem Recht gilt die Fünftagewoche mit einer Arbeitszeit von 40 Stunden und neun freien Tagen im Monat – in Führungspositionen freilich um viele Arbeitsstunden mehr.

Crashkurs in Sachen Knigge

Anrede
An den Namen von Männern und Frauen wird ein höfliches „san“ angehängt, z. B. Yamamoto-san. Aber „san“ nie an den eigenen Namen anhängen.
Begrüßung
Begrüßungskuss, Schulterklopfen oder Händeschütteln sind unüblich. Stattdessen ist eine Verbeugung oder Nicken angesagt. Die Verbeugung ist umso tiefer, je niedriger man in der Hierarchie steht.
Visitenkarten
Visitenkarten spielen in Japan eine große Rolle, man sollte sie mit beiden Händen überreichen und entgegennehmen und keinesfalls Notizen darauf machen.
Emotionen
Mit Gefühlsausbrüchen sollte man sich zurückhalten, auch Gestikulieren ist unangebracht. Und: Ist das Hungergefühl noch so groß, nie auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln essen!

Bewerbungsinfos

Allgemeine Auskünfte:
www.aussenministerium.at
www.advantageaustria.org
www.tokyo.diplo.de
www.japan.ahk.de
www.mofa.go.jp

Hotels:
www.tokyo.park.hyatt.com
www.westin-tokyo.co.jp
www.tokyo.peninsula.com
www.mandarinoriental.com/tokyo
www.tokyo.grand.hyatt.com

Stefan MörthExecutive Chef im Park Hyatt in Tokio:
Stefan Mörth lebt und arbeitet seit dreieinhalb Jahren in Japan.

„Die Anstrengungen machen sich bezahlt“

ROLLING PIN: Wie einfach oder wie schwierig ist es, in Japan beruflich Fuß zu fassen?
Stefan Mörth: Es ist schon eine Herausforderung. Wenn man aber bereit ist, „on local terms“ zu arbeiten, oder eine internationale Hotelgruppe Leute für Positionen im Land sucht – mich hat Hyatt International nach Japan gebracht –, dann sollte das auf alle Fälle funktionieren. Japanisch-Sprachkenntnisse sind sicher von Vorteil. Voraussetzung ist immer eine zehnjährige Berufserfahrung oder der Abschluss einer Universität, um ein „Skilled Labor“-Visa für drei Jahre zu erhalten.

RP: Warum zahlt es sich trotz der Anstrengungen auf alle Fälle aus, in Japan zu arbeiten – aus welchen Gründen haben Sie sich für die Position im Park Hyatt entschieden?
Mörth: Ich wollte immer schon in Japan arbeiten, ich hatte schon sehr viel von den Produkten und vor allem dem Können der Chefs hier gehört. Als ich nach meiner Zeit im Oriental Hotel und im Peninsula Hotel in Bangkok ein Angebot von Hyatt bekam, habe ich natürlich gleich zugesagt. In Japan zu arbeiten, ist sehr angenehm – die Organisation, die Sauberkeit, die Pünktlichkeit, das ist großartig. Für mich als Executive Chef kommt auch noch die wirklich unglaubliche Qualität der Produkte hinzu. Ich habe die besten Tomaten und Erdbeeren meines Lebens hier gegessen, ganz zu schweigen vom japanischen Beef, dem Schweinefleisch, Fisch und Meeresfrüchten.

RP: Was sind die größten Herausforderungen im täglichen Arbeitsleben?
Mörth: Die Sprachbarrieren sind immer wieder einmal ein Problem und die kulturellen Unterschiede sind schon sehr groß. Wo wir lachen, bleiben die Japaner oft ernst. Wo die Japaner aufstehen, bleiben wir sitzen. Zudem werden Konfrontationen nach Möglichkeit vermieden. Laut zu werden und jemand anderen zurechtzuweisen, ist einfach unmöglich. Da verliert diese Person und auch man selbst das Gesicht. Es braucht auch immer viele „communication meetings“, um eine Entscheidung abzusegnen. Und: Ein Bier nach Feierabend ist tatsächlich Tradition, das pflege ich aber nur zum Wochenausklang. Manchmal vermisse ich auch den österreichischen Humor ein bisschen. Aber man muss sich anpassen, denn wir sind Gäste hier. Grundsätzlich sollte man auf alle Fälle schon Asienerfahrung haben.

RP: Ist es möglich, bei einem Sushi-Meister in die Lehre zu gehen?
Mörth: Das ist fast unmöglich, Japanisch ist auf alle Fälle Voraussetzung. Normalerweise geht es nur mit einer persönlichen Empfehlung, jemand muss Sie „vorstellen“. Dort wird dann höchstwahrscheinlich nur Japanisch gesprochen und nichts bezahlt. Sollte aber ein internationales Hotel ein Sushi-Restaurant haben, dann gestaltet sich die Lage doch etwas einfacher.

RP: Ab welcher Ebene zahlt sich denn ein Wechsel nach Japan auch finanziell aus?
Mörth: Es macht keinen Sinn, in Japan unter dem Managementlevel zu arbeiten, dafür sind die Lebenshaltungskosten viel zu hoch. Im Normalfall sind beispielsweise sechs Monatsmieten im Voraus zu bezahlen. Der Fall liegt anders, wenn das Hotel für die Unterkunft in Hotel-Dormitories sorgt, was aber eher selten der Fall ist.

RP: Stehen Karrieresprünge an der Tagesordnung?
Mörth: Die Menschen arbeiten hier manchmal für zehn oder mehr Jahre in der gleichen Position. Es dauert ziemlich lange, um eine Karrierestufe zu meistern und befördert zu werden. Das wiederum ist aber in der Führungsposition ein Vorteil, denn auf diese routinierten Mitarbeiter kann man sich natürlich immer verlassen. Ein Ausländer hat es sicher nicht einfacher, hier Karriere zu machen, da er diesen hohen Erwartungen entsprechen muss.

Kontakt

Park Hyatt Tokyo
3-7-1-2 Nishi Shinjuku
Tokyo 163-1055 Japan
Tel.: +81 3/53 22-3431
www.tokyo.park.hyatt.com 

Der Karrierecheck

Arbeitsumfeld
Nicht nur in der pulsierenden Metropole Tokio ist die Zukunft schon Gegenwart. Hier werden Trends geboren. Die Lebenshaltungskosten sind aber ziemlich hoch, die Businessetikette ist streng.

Jobangebot
Die Zahl der Europäer, die in Japan arbeitet, ist überschaubar. Dafür besetzen sie die besten Positionen. Es empfiehlt sich der Wechsel innerhalb eines Konzerns oder die Inanspruchnahme eines Headhunters. Eine Jobsuche auf eigene Faust ist sehr hart.

Karrierechancen
Expats finden sich sehr oft in Führungspositionen. Ein schneller beruflicher Aufstieg ist in Japan nicht die Regel, viele bekleiden dieselbe Position oft jahrelang.

Benefits
Die Anstellung beinhaltet oft ein ganzes Package und damit auch die Krankenversicherung, jährliche Flüge in die Heimat und zum Teil auch die Unterkunft.

Freizeitfaktor
Fünftagewoche. 9 freie Tage im Monat.
Insgesamt 19 Urlaubstage.

Christian Schweinzer
Geschäftsführer BLACKROCK
Recruiting & Careers Company
www.blackrockcareers.com

ROLLING PIN: Wie stellt man es am vernünftigsten an, in Japan einen Job zu bekommen?
Christian Schweinzer: Offene Stellen werden nicht publiziert. Daher ist es sinnvoll, sich einem Headhunter anzuvertrauen. Man sollte das wirklich frühzeitig, das heißt mit einem zeitlichen Rahmen von ein paar Monaten, in Angriff nehmen. Denn die Auswahlprozedur zieht sich über einen längeren Zeitraum hin, Jobs werden nicht von heute auf morgen vergeben. 

RP: Wie kann man sich am besten auf das Auswahlverfahren einstellen? 
Schweinzer: Profiling wie auch wir es anbieten, wird in Japan großgeschrieben. Man wird auf Herz und Nieren geprüft, ob man der Richtige für den Job ist. Der prozentuelle Anteil von ausländischen und damit auch europäischen Fachkräften ist gering.

RP: Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen? 
Schweinzer: Ein stabiler Lebenslauf ist von großer Bedeutung, mindestens zehn Jahre Berufserfahrung sind Pflicht. Die Verträge werden zumeist für einen Zeitraum von zwei Jahren vergeben. Erfahrung in der Kettenhotellerie ist von Vorteil, aber nicht Voraussetzung. Zudem sind große Anpassungsfähigkeit und Offenheit gegenüber der japanischen Mentalität gefragt.

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