Kröswang: Wie aus einem Bauernhof ein Großhändler wurde

Manfred Kröswang führte den Frischelieferanten Kröswang in neue Sphären. Wie aus Hendlmast und Familienbetrieb einer der größten Lebensmittelhändler Österreichs wurde.
November 27, 2019 | Text: Alexandra Polič | Fotos: Raphael Gabauer, Kröswang, beigestellt

Ich war jetzt bei einer 100-Jahres-Feier eines Gastronomen und der hat extra erwähnt, dass einer seiner ersten Lieferanten hier ist. Seit 40 Jahren, seitdem er das übernommen hat, kauft er bei der Firma Kröswang ein und es hat 40 Jahre lang immer gepasst“, erzählt Manfred Kröswang stolz. Seit Jahrzehnten stehen sein Name und sein Unternehmen in der Branche für Qualität. Der Lebensmittelgroßhändler Kröswang liefert frische und tiefgekühlte Lebensmittel aber nicht nur an Gasthäuser, Restaurants und Hotels, sondern auch an Kindergärten, Schulen oder Seniorenheime. Mit seinem Geschäft macht Kröswang mittlerweile fast 215 Millionen Euro Umsatz im Jahr.

Kröswang
Manfred Kröswang kann beruhigt in die Zukunft blicken: Sein Unternehmen wächst im Jahr um neun bis zehn Prozent. Denn Kunden vertrauen dem Lebensmittelgroßhändler seit Jahrzehnten.

Am Anfang war die Hähnchenmast

Dabei hat die Firma als kleiner Familienbetrieb in den 1940er-Jahren angefangen: „Im Prinzip waren wir ein Bauernhof“, stellt Manfred Kröswang fest. Auf einem Grund, der bereits seit dem 18. Jahrhundert im Besitz seiner Familie ist, betreiben seine Großeltern damals eine Landwirtschaft.

Später übernimmt sein Vater den Betrieb, schon in den 1950ern versucht er, den Traum seines eigenen Unternehmens umzusetzen. „Mein Vater wollte aber auch noch etwas anderes machen, zusätzlich zur Landwirtschaft“, erzählt Kröswang. Manfred Kröswang senior beginnt also ein paar Jahre später damit, Hähnchen zu mästen und an Gasthäuser und sogenannte Brathendlstationen zu verkaufen. „Irgendwann haben die Leute gesagt: ‚Wenn du das Hendl bringst, kannst du mir ja Pommes auch gleich mitbringen!‘“, erzählt der Sohn heute.

Damit ist der Grundstein für den Großhandel gelegt. Das Unternehmen erweitert sein Sortiment. Handelt es anfangs noch ausschließlich mit Frischprodukten, kommt bald auch Tiefkühlware hinzu. „Und so ist das immer mehr geworden“, sagt Kröswang. Immer weiter wächst der Familienbetrieb über die Jahre. Irgendwann ist er so groß, dass der Vater die Landwirtschaft verpachtet und er sich gemeinsam mit seiner Frau nun ausschließlich auf den Gastronomie-Großhandel konzentriert.

Manfred Kröswang steigt ein

Ab seinem 15. Lebensjahr steht auch für Manfred Kröswang fest, dass er in den Großhandel einsteigen wird. Das passierte de facto zwar erst ein paar Jahre später, aber dann doch schneller als gedacht. Denn eigentlich wollte Kröswang nach seinem Betriebswirtschaftsstudium in Wien erst noch bei einem anderen Unternehmen arbeiten, um Erfahrung zu sammeln. Aber als im Jahr 2002 das neue Logistikzentrum in Böheimkirchen, damals der modernste und größte Standort des Unternehmens, gebaut wird, ist Kröswang bereits mittendrin im Firmengeschehen.

„Eigentlich war es ein fließender Übergang“, erinnert er sich. „Ich war nach dem Studium beim Bundesheer. Und währenddessen habe ich schon Bewerbungsgespräche für unseren Standort in Böheimkirchen geführt.“ Sogar den Bau koordiniert Kröswang damals schon mit. Ganz genau weiß er noch, dass der Standort am 2. Juni eröffnet wurde – denn das war auch der erste Arbeitstag des Unternehmers. Und es gibt wohl wenige, die als Filialleiter mit 30 Mitarbeitern einsteigen.

Für Kröswang ein Sprung ins kalte Wasser: „Ich hatte überhaupt keine Erfahrung darin, Mitarbeiter zu führen“, sagt Kröswang. Denn auf der Uni bringe einem das niemand bei. „Es war eine sehr spannende Zeit mit leichter Überforderung zu diesem Zeitpunkt“, fasst er zusammen und lacht. Zu lernen, wie man Mitarbeiter führt und motiviert, sei dementsprechend auch eine der größten Herausforderungen gewesen. Aber Kröswang lernt schnell, sich auf sein Team einzustellen, dabei aber auch authentisch zu bleiben.

Kröswang wächst weiter

Diese Fähigkeit muss er sich auch bald zunutze machen: Im Jahr 2003 geht sein Vater in Pension. „Meine Mutter hat dann Finanz- und Buchhaltungswesen übergehabt und für alle anderen Bereiche war ich zuständig“, erklärt der Unternehmer die damalige Situation. Weil die Aufgaben zu viele sind, gibt es für ihn nur eine Option: „Ich musste innerhalb von drei bis vier Jahren eine komplett neue Führungsmannschaft aufbauen. Dadurch sind wir von einem Familienbetrieb in eine größere Struktur gekommen.“

Kröswang
Wie groß das Unternehmen Kröswang einmal werden würde, konnte die Familie in den 1980er-Jahren wohl nicht erahnen.

Mittlerweile zählt das Unternehmen mehr als 400 Mitarbeiter und elf Standorte. Dadurch kann es im gesamten Liefergebiet eine Lieferung innerhalb von 24 Stunden nach Aufgabe der Bestellung garantieren.

Jährlich wächst es im Durchschnitt um unglaubliche neun bis zehn Prozent – erst 2016 hat Kröswang die Firma R&S Gourmets übernommen. Dass es gut läuft, zeigt sich: Aktuell wird die Firmenzentrale in Grieskirchen ausgebaut. Der Platz sei schlicht und einfach zu wenig geworden, erzählt Kröswang und ergänzt: „Wir bauen ein großes Frische-Zentrallager und noch ein Tiefkühllager, damit wir eine noch größere Breite an Frischprodukten anbieten können und für unsere Kunden interessanter werden.“ Die Zeichen bei Kröswang stehen auf Wachstum, das soll sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern.

Weiter Kunden begeistern

„Unser Ziel wird sein, dass wir ähnlich weiterwachsen“, erklärt der Geschäftsführer. Außerdem wolle er im Frischebereich für seine Kunden noch attraktiver werden und das Sortiment erweitern. Aber nicht nur die Auswahl, auch das Liefergebiet soll größer werden: „Wir sind zwar schon in ganz Österreich und Süddeutschland unterwegs, aber es gibt sehr viele Tourismusgebiete, die immer noch sehr unterrepräsentiert sind. Und da möchten wir uns verstärkt ausbauen und vermarkten.“

Dieses Wachstum sei allerdings nur möglich, „weil unsere Kunden sehr zufrieden sind“. Das gelingt Kröswang unter anderem durch drei wichtige Faktoren: Frische, Qualität und Lieferzuverlässigkeit. „Dadurch differenzieren wir uns“, stellt er fest. Deswegen ginge es ihm auch weniger darum, eine bestimmte Prozentzahl an Wachstum zu erreichen, als vielmehr die bereits bestehenden Kunden immer wieder zu begeistern. Es scheint ihm zu gelingen.

Kröswang
Geschäftsführer Manfred Kröswang hat sich Frische, Qualität und Lieferzuverlässigkeit auf die Unternehmensfahnen geheftet.

In seinen 17 Jahren im Unternehmen hat der Kröswang-Geschäftsführer aber auch gelernt, denselben Enthusiasmus an seine Mitarbeiter weiterzugeben, sie „mit auf eine Reise zu nehmen“, wie er selbst es nennt.

Denn was ihm die Uni nicht beigebracht hat, hat ihn das Leben gelehrt: „Ich akzeptiere die Meinung meiner Mitarbeiter viel stärker. Anfangs glaubt man, dass man immer Recht hat, weil man der Chef ist. Dann aber lernt man: Man hat gar nicht immer Recht“, sagt Kröswang. Und sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, rät er. Genauso wie Aufgaben zu delegieren und abzugeben. „Führen durch Vertrauen“, heißt die Devise, die funktioniert.

Es sind die kleinen Dinge

Wer Manfred Kröswang allerdings nach seinen größten Erfolgen fragt, wird kein Wort von Zahlen hören. Stattdessen will er über das für ihn und sein Unternehmen Wesentliche sprechen: „Es sind die kleinen Momente, in denen man sich denkt: Man schafft schon einen Mehrwert und macht andere Menschen mit seinem Tun glücklich. Das ist viel mehr Wert als große Erfolge“, sagt Kröswang, der mehr als zuversichtlich in die Zukunft blicken kann.

www.kroeswang.at

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