Arbeiten in der Karibik
Die Karibik hat mit ihren 33 Inseln tatsächlich jede Menge zu bieten: Sandstrände, so weit das Auge reicht, Temperaturen um die 30° C und unendliche Möglichkeiten, viel Geld zu verdienen.
Doch wer denkt, dass Arbeiten und Leben im Atlantischen Ozean den Katalog-Urlaubsträumen nahe kommt, hat sich geirrt. Der Österreicher Martin Richter, General Manager im Grand Old House auf den Caymaninseln und österreichischer Honorarkonsul, klärt auf: „Arbeiten auf den karibischen Inseln erfordert viel mehr Einsatz als in Europa, alles wird viel intensiver gemacht, die Anstrengung ist um einiges größer. Aber beschweren tut sich hier keiner, denn die Einstellung zum Job ist hier einfach komplett anders.“
Auch Josef Forstmayr, ebenfalls österreichischer Honorarkosul und Geschäftsführer des Round Hill auf Jamaika, bestätigt dies: „Jeder auf den Inseln muss 120 Prozent geben, ansonsten hat man keine Chance. Bei uns dauert ein Arbeitstag 12 Stunden oder mehr, Urlaub gibt es fast keinen. Und keiner regt sich auf, wenn es keine Mittagspause gibt oder kein Wochenende.“
Doch kein Fluch der Karibik
Nichtsdestotrotz, wer sich von den harten Arbeitsbedingungen nicht abschrecken lässt und es geschickt anstellt, kann sich in der Karibik wirklich einen kleinen Schatz zusammensparen. Denn: Auch der Lohn ist meist nicht mit europäischen Verhältnissen vergleichbar.
„Die Karibik ist unter den bestbezahlten Regionen der Welt“, so Gerhard Christ, General Manager im Beaches Turks and Caicos. Doch der Verdienst hängst – wie fast alles andere auch – sehr davon ab, auf welcher Insel man arbeitet. Ein Küchenchef auf Jamaika kann in etwa mit einem jährlichen Einkommen von 70.000 bis 80.000 Dollar rechnen, ein Manager verdient bis zu 250.000 Dollar pro Jahr. Auch auf den Cay-maninseln kann man mit rund dem dreifachen Gehalt gegenüber Europa rechnen.
Die nächste gute Nachricht: Auf den meisten Inseln muss man keine Steuern zahlen, lediglich in Jamaika werden rund 25 Prozent vom Einkommen abgezogen.
Dennoch relativieren sich diese Gehaltssummen relativ schnell, wenn man einen Blick auf die Lebenshaltungskosten wirft. Wer nicht gerade das Glück hat, bei seinem Arbeitsplatz (Hotel oder Restaurant) zu wohnen, muss kräftig in die Tasche greifen. „Der Warenkorb auf Turks and Caicos entspricht etwa dem Doppelten im Vergleich zu Deutschland oder Österreich“, so Christ. „Eine Garconnière kostet bei uns etwa rund 1000 Dollar im Monat, für ein Abendessen zu zweit in einem Mittelklasserestaurant muss man immerhin mit rund 150 bis 200 Dollar rechnen.“ Wer aber nicht jahrelang in Saus und Braus lebt, kann sich schon ein schönes Vermögen ansparen. Clemens Güttler, seit 1988 The Warf Restaurant-Besitzer auf den Caymaninseln: „Wer ein wenig schlau investiert, kann in der Karibik sehr reich werden.“ Und Martin Richter dazu: „Ein Kollege von mir hat hier sechs Jahre hart gearbeitet und geschickt gespart – er ist mit einer unglaublichen Geldsumme wieder nach Europa zurück.“
Privat versichern
Dennoch sollte man auch eines bedenken: Ein Sozialsystem wie in Deutschland,Österreich oder der Schweiz herrscht in der Karibik natürlich nicht. Versicherungsgesetze und Rechtssysteme sind zwar von Insel zu Insel verschieden, im Großen und Ganzen ist man aber selten automatisch kranken-, unfall-, arbeitslosen- oder pensionsversichert.
„Die ersten sechs Monate sollte man auf jeden Fall noch eine zweite Versicherung in Europa haben. Das muss man allerdings im Vorhinein abklären, da manche europäische Versicherungsverträge ein Verbot für die Erwerbstätigkeit im Ausland beinhalten“, weiß Richter. Weil es auf vielen Inseln aber gar keine Möglichkeit zur Pensions- oder Sozialversicherung gibt, empfiehlt es sich daher, sich (zusätzlich) immer privat in Eu-ropa versichern zu lassen. Eine Erleichterung ist hingegen, dass man auf quasi allen karibischen Inseln kein Visum benötigt, auch um die Arbeitsgenehmigung kümmert sich allein der Arbeitgeber. Wichtig dabei: Erst dann den alten Job und Wohnung kündigen, wenn die Arbeitsgenehmigung sowie der neue -Vertrag unter Dach und Fach sind. Niemals ohne fixe Arbeitserlaubnis ins Flugzeug steigen!
Manager gesucht
Prinzipiell werden auf (fast) allen Inseln (fast) alle Jobs angeboten. „Vor allem aber werden Mitarbeiter in leitenden Positionen mit einer Topausbildung benötigt“, so Richter. Ganz wichtig ist hierbei natürlich, dass die Qualifikation, das Fachwissen, der Food- and Beverage-Background und die sprachliche Ausdrucksfähigkeit stimmen. Wer eine gute Ausdauer hat und stets alles gibt, hat in der Karibik wirklich tolle Chancen, ganz nach oben zu kommen. Wedding Coordinators, Restaurant Hostess, Middle- und Upper-Manager oder Küchenchefs werden stets benötigt; schwieriger wird es, wenn man sich als Koch, Kellner oder Putzfrau bei einem Unternehmen in der Karibik bewerben will. Denn dafür erhalten die meisten Hotels oder Restaurants (vor allem auf Jamaika) keine Arbeitsgenehmigung. Auf den Caymaninseln hingegen gibt es aber so wenig einheimische qualifizierte Arbeiter, dass Ausländer dringend benötigt und sofort eingestellt werden. Das Ergebnis: Oft arbeiten bis zu 200 verschiedene Nationen auf einer Insel. Nichtsdestotrotz: Mit einer Topqualifikation und besten Sprachkenntnissen (am besten drei Sprachen) kann die Karibik zu einem einzigartigen Karrieresprungbrett werden, mit dem sich jeder seinen ganz persönlichen Südseetraum verwirklichen kann. Inmitten von Palmen, Strand und Sonne. Dort, wo andere Urlaub machen.
Oder – wie es Martin Richter formuliert: „Hier zu leben ist einfach phänomenal!“
Die karibik
Lage: westlicher, tropischer Teil des Atlantischen Ozeans, nördlich des Äquators
Land: 33 Inseln: Amerikanische Jungferninseln, Anguilla, Antigua und Barbuda, Aruba, Barbados, Bonaire, Britische Jungferninseln, Corn Islands (Nicaragua), Curaçao, Dominica, Grenada, Guadeloupe, Hispaniola (mit den Staaten Haiti, Dominikanische Republik), Isla Margarita (Venezuela), Islas del Rosario (Kolumbien), Jamaika, Caymaninseln, Kuba, Martinique, Montserrat, Navassa, Niederländische Antillen, Puerto Rico, Saint-Barthélemy (St. Barts), St. Martin, San Andrés und Providencia (Kolumbien), St. Eustatius, St. Kitts und Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, Trinidad und Tobago, Bahamas, Turks- und Caicosinseln
Bevölkerung: ca. 35 Millionen Einwohner, unzählige verschiedene Nationalitäten
Sprache: 94 Prozent der Einwohner sprechen Spanisch und Englisch, auch Französisch und Niederländisch wird gesprochen
Temperatur: 28–32° C (ganzjährig)
Zeitverschiebung: MEZ minus 5 bis 7 Stunden
Impfungen: Je nach Insel verschieden. Empfohlen werden aber Hepatitis A, evtl. B, Tetanus/Diphtherie, Polio und evtl. Typhus
bewerbung
Abgesehen davon, dass man den Schritt über den großen Ozean sehr genau überlegen und planen sollte, hier einige Bewerbungstipps, die man auf jeden Fall beachten sollte:
Im Vorfeld immer genau erkundigen, welche Jobs wo angeboten werden – Blindbewerbungen an mehrere Hotels gleichzeitig sind meistens für nichts.
Vollständige Bewerbungsmappe (Anschreiben, Lebenslauf, Foto, Kopien von Zeugnissen, Arbeitszeugnissen oder weiteren Qualifikationsnachweisen) hinschicken.
Unbedingt alles in (perfektem) Englisch formulieren beziehungsweise übersetzen (Zeugnisse, Nachweise, Texte).
Man muss zu 80 Prozent die Sprache des Landes (meist Englisch) beherrschen, eine zweite oder noch besser dritte Sprache ist in der Tourismusbranche von großem Vorteil. Viele Unternehmen in der Karibik machen nach Ankunft einen mündlichen und schriftlichen Eignungstest.
job-tipps
Jobs auf verschiedenen
Inseln
Sandals
www.sandals.com
Beaches-Resort
www.beaches.com
SuperClubs
www.superclubs.com
Jobs auf den
Cayman Islands:
The Ritz Carlton
www.ritzcarlton.com
Bacchus Restaurant & Winebar
www.bacchusgrandcayman.com
Grand Old House
www.grandoldhouse.com
The Warf Restaurant
www.wharf.ky
Restaurant The Lobster Pot
lobster@candw.ky
The Brasserie
www.brasseriecayman.com
Jobs auf den N. Antillen:
The Westin St. Maarten
www.starwoodhotels.com
Jobs in der Dom. Republik:
Paradise Job Agency:
www.paradisejobagency.gnx.at
Buch-tipps:
„Der Karibik-König – Steuerfrei Leben, Arbeiten und Investieren in der Dominikanischen Republik“
Der „Karibik-König“ Sean Woods gibt in diesem Buch Tipps, wie man unter anderem eine sofortige Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung erhält, steuerfrei (und von Zinsen) lebt und arbeitet oder einen Zweitpass bekommt. Außerdem: die besten Geschäftsideen für eine erfolgreiche Firmengründung.
„Arbeiten in der Karibik“ In diesem Insider-Dossier nennt Jan Schneebeck die wichtigsten (englischsprachigen) Stellenbörsen für Jobs in der Karibik.