Weinkolumne: „Habt keine Angst vor Tellern!“
Sommelier als Kellner? Leider entwickelt sich unsere Szene in eine seltsame Richtung. Nicht die Beratung, nicht das Service stehen im Mittelpunkt, vielmehr wird der Gast oft gezwungen, jenen Wein zu trinken, den der Sommelier im Moment gerade selbst cool findet. Es wird nicht behutsam hingeführt, es wird bestimmt. Dabei sollte doch der Sommelier die Hemmschwelle zum Wein nehmen und nicht das Gegenteil bewirken. Viele Gäste haben gar Angst, den Wein falsch auszusprechen oder sind unsicher, ob er denn auch exakt zur Speise passt. Genau da sollte der Sommelier kompetent, behutsam beratend zum Zug kommen.
Ein Sommelier ist aber nicht nur für das Weinservice da. Fragt man einen Sommelier, ob er denn auch Kellner sei, dann kann es vorkommen, dass dieser beleidigt reagiert. Ich sehe mich hingegen auch als Kellner – und bin stolz darauf! Es geht nicht nur darum, teure Weine zu öffnen, es gehört wesentlich mehr Kundenservice dazu. Jene überheblichen Einzelkämpfer, die sich scheuen, nur einen Teller abzuservieren und dabei spürbare Arroganz an den Tag legen, haben nichts in der Gastronomie verloren!
Ich hoffe für unseren wunderbaren Berufsstand, dass Sommeliers sich auch mehr als brillante, umsichtige Gastgeber fühlen wollen und stolz darauf sind, die allerbesten Kellner im Haus zu sein!